Jüdisches Ritualbad
Jüdisches Museum mit Ritualbad, Gartenstraße 6, 16303 Schwedt/Oder
Das Ensemble Jüdisches Ritualbad, bestehend aus einer Mikwe und einem ehemaligen Tempeldienerhaus befindet sich am westlichen Rand der Altstadt.
Im südlichen Teil des Grundstücks stand die Synagoge der Jüdischen Gemeinde. Sie wurde 1862 nach Entwürfen von Maurermeister G. Michaelis errichtet und in der Zeit des Nationalsozialismus abgebrochen. Sie war ein eingeschossiger Massivbau auf rechteckigem Grundriss, der giebelseitig zur Gartenstraße ausgerichtet war. Nördlich davon sind das Ritualbad und das Tempeldienerhaus erhalten geblieben.
Das Tempeldienerhaus, auch als Wärterhaus bezeichnet, wurde in zwei Bauphasen errichtet. Zuerst entstand ein eingeschossiger Fachwerkbau mit Pyramidendach auf einem annähernd quadratischen Grundriss. Vermutlich handelt es sich dabei um ein Gartenhaus, das der bürgerliche Vorbesitzer des Grundstücks zwischen dem späten 18. und Mitte des 19. Jahrhunderts errichten ließ. Nach dem Erwerb des Grundstücks und vermutlich zeitgleich mit der Errichtung der Synagoge ließ die Jüdische Gemeinde das Haus in östliche Richtung erweitern und zum Wohnhaus ausbauen.
Das Ritualbad wurde zwischen 1869 und 1871 durch Maurermeister R. Pape errichtet. Ein Verbindungsgang mit Treppe führt in das Badehaus mit dem Tauchbad (Mikwe) hinab. Das Badehaus aus unverputztem Ziegelmauerwerk besteht aus einem runden Brunnenschacht, dessen oberirdischer Bereich von einer Rundkuppel abgeschlossen wird. Diese wird von einer offenen Laterne bekrönt.
Das Tempeldienerhaus und das Ritualbad der Jüdischen Gemeinde Schwedt sind einzigartige Zeugnisse jüdischer Geschichte, Kultur und Lebensweise im Land Brandenburg. Sie gehören zu den überaus seltenen und vermutlich einzigen erhaltenen Beispielen dieser Bauten im Land. Eine Ausnahmestellung nimmt insbesondere das Ritualbad ein, das der nach orthodoxer jüdischer Tradition vorgeschriebenen rituellen Reinigung diente. Es weist die traditionelle Schachtform einer Grundwassermikwe auf, die im 19. Jahrhundert nur noch selten errichtet wurde.
Das Ensemble wird als museale kommunale Einrichtung der Städtischen Museen Schwedt/Oder genutzt. Das Fachwerkhaus, in dem der Tempeldiener wohnte, wurde als Informations- und Kommunikationsstätte zum Thema Jüdische Kultur ausgebaut. Es ist saisonal geöffnet.