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Clemens Ortmeyer

Initiator und Sponsor für den katholischen Kirchenbau, Stadtverordnetenvorsteher, Ehrenbürger

geboren 1844 in Schwedt
gestorben 1918 in Schwedt

Der 1844 in Schwedt geborene Clemens Ortmeyer steht gleichsam für eine erfolgreiche Kaufmannsfamilie, die Schwedt als Wahlheimat wählte und hier nicht nur über 150 Jahre geschäftlich erfolgreich war, sondern sich auch zum Wohl der Stadt einsetzte. Die Familie war westfälischen Ursprungs und ließ sich bis zum Jahr 1608 zurückverfolgen. Die Ortmeyers betrieben ihren Unterhalt seit Anfang des 18. Jahrhunderts mit dem mobilen Handel von Werkzeugen und Textilen und zogen so von Stadt zu Stadt. Der Gründer des Kaufmannshauses, Johann Herrmann Ortmeyer bereiste Brandenburg und Pommern, schuf sich in Schwedt einen guten Kundenstamm und schlug 1763 in Schwedt ein Warenlager auf.

Ansässig waren die Ortmeyers seit 1788 in Schwedt. Am 8. Januar 1788 wurde der Bürgerschein für den Messerträger – Hausierer – Johann Hermann Ortmeyer aus Mettingen (Westfalen) durch den Magistrat in Person des Bürgermeisters Luckwaldt ausgestellt. Mit dem Bürgerbrief für Hermann Ortmeyer gründete sich ein Handelshaus in der Stadt, das sich durch sein Warenangebot, ehrenamtliche Tätigkeit und finanzielle Spenden auszeichnete. Johann Herrmann Ortmeyer eröffnete 1788 mit seiner Familie eine ständige Verkaufsstelle in der Stadt. 1794 erhielt er die Konzession zum Handel mit Tuchwaren. Die Familie betrieb neben dem Geschäft weiterhin Handel über die Landstraße, damit sie wirtschaftlich überleben konnte. 1811 erwarb man das Grundstück in der Berliner, Ecke Brückenstraße, auf dem sich bereits das Geschäft befand, und erhielt dadurch einen neuen gültigen Gewerbeschein. Mit dem Aufschwung der Wirtschaft im 19. Jahrhundert stieg auch der Umsatz des Handelsunternehmens, teilweise um das Zehnfache. Mit der Erweiterung des Handels wurde 1900 ein neues großes Geschäft in der Brückenstraße 2 eröffnet, das bis 1945 bestand. Im Unternehmen „Gebrüder Ortmeyer“ haben über Generationen Väter, Söhne und Brüder loyal gemeinsam das Geschäft geführt. Das Unternehmen besaß große Seriosität. Eine Geschäftsverbindung mit dem Haus galt quasi als Sicherheit eines Kredits.

Foto: katholische Kirche
Die katholische Kirche auf einer historischen Postkarte.

Bereits 1809 ist ein Familienmitglied der Ortmeyers unter den ersten Stadtverordneten, 1812 beteiligen sie sich an der Bürgergarde. Die Familie Ortmeyer war katholischer Konfession und brachte sich auch in der gerade wieder entstehenden katholischen Gemeinde ein. Schon sein Onkel, Karl Ortmeyer (1808–1861), war Vorstandsmitglied der katholischen Gemeinde in Schwedt. In dieser Funktion sorgte er dafür, dass die Gemeinde einen ständigen Seelsorger erhielt. Ursula Ortmeyer stellte 1853 ein von ihr ihm Jahr zuvor erworbenes Grundstück mit einem Gartenlokal und einem Tanzsaal zum Ausbau einer Kapelle zur Verfügung

Clemens Ortmeyer setzte die Tradition der Familie nicht nur geschäftlich, sondern vor allem in Bezug auf ehrenamtliche Tätigkeiten fort. Er war in einer Zeit, in der Schwedt wirtschaftlichen Aufschwung erhielt, das Poldersystem mit Großschifffahrtsweg und vielen von auswärts kommenden Arbeitskräften angelegt wurde und sich Ämter in der Stadt etablierten nicht nur als langjähriger Stadtverordnetenvorsteher einer der angesehensten Bürger, sondern auch Hauptinitiator des Baus der katholischen Kirche für die wachsende katholische Gemeinde, für die die kleine Kapelle nicht mehr ausreichte. Dazu übernahm er mit seinem Schwager, dem Berliner Ratszimmermeister Franz Krebs, zwei Drittel der Kosten des Kirchenbaus, der insgesamt 110.000 Reichsmark verschlang und sonst von der Gemeinde nicht hätte finanziert werden können. Am 7. März 1914 erhielt Clemens Ortmeyer anlässlich seines 70. Geburtstages für seine Verdienste um die Stadt die Ehrenbürgerwürde. Er starb 1918, am Ende des Ersten Weltkrieges, in Schwedt. Die beiden Söhne Clemens Ortmeyers setzten das Geschäft beständig auch in der schwierigen Nachkriegszeit fort.

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