Stadtmühle und Theodor Hahns Seifenfabrik
Vierradener Straße 44, 16303 Schwedt/Oder
Theodor Hahn gründete an der Ecke Monplaisir- und Chausseestraße (heute Bahnhofstraße, am Vierradener Platz) auf dem Eckgrundstück eine neue Fabrik. Bereits 1857 hatte er eine „Licht- und Seifenfabrik von Theodor Hahn und Compagnion“ in Schwedt ins Leben gerufen, die sich vor dem Vierradener Tor befand.
Bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg betrieb Theodor Hahn hier eine bestens renommierte Seifenfabrik, die weit über die Stadt hinaus bekannt war. In der Nähe der Fabrik, so berichteten alte Schwedter, roch es stets sehr angenehm. Theodor Hahn lagerte in den umfangreichen Räumlichkeiten auch Lebensmittel und Kolonialwaren seines Großhandelsgeschäftes, zu dem auch der Detailverkaufsladen Linden-Ecke in der ehemaligen Predigerstraße gehörte.
Das repräsentative, schiefergedeckte Gebäude wurde von Ludwig Dihm, Baumeister von St. Katharinen, im fränkischen Fachwerkstil entworfen und 1893 als erstes der drei den Vierradener Platz beherrschenden Gebäude fertiggestellt. Zu sehen ist hier ein typisches Beispiel des sogenannten Heimatstils, auf den man um 1900 gern zurückgriff. Dabei wurden die Obergeschosse und Giebelfelder in Schaufachwerk ausgeführt, d. h. die einst tragende Konstruktion diente nur noch als Zierelement.
An der Südseite des Gebäudes finden wir das Wappen der Familie Hahn: ein stilisiertes Stück Seife – ovales Gebilde – darüber ein rotes Sandsteinrelief mit großem Hahn; auf dem Ecktürmchen ein Wetterfähnchen.
Das durch sein steiles Dach, den turmartig zugespitzten Erker und den schönen Fachwerkgiebel ins Auge fallende Grundstück erwarb die Märkische Reisstärkefabrik GmbH, die in den Jahren zwischen 1912 und 1922 hier einen für die Ernährungswirtschaft wichtigen Beitrag leistete. Danach wurde in den Fabrikräumen eine Mahlmühle eingerichtet, die noch einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb war. (Daher stammt der Name Stadtmühle.) Im Krieg war das Gebäude weitgehend verschont geblieben.
1959 diente das Gebäude als HO-Verkaufstelle, Möbellager und später (ab Februar 1984) als Sparkasse. Heute wird es als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.
Erste Sanierungsarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgen 1981. Es wurden neue Dachschindeln gedeckt, das Fachwerk geputzt und gestrichen sowie der Fassadenanstrich und die Zierelemente auf dem Dach erneuert.
Der westliche, L-förmige Trakt des Gebäudes steht unter Denkmalschutz.