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Gustav Adolf von Varrensbach

Pfandinhaber von Schwedt und Vierraden

geboren 1629 in Hauenstein
gestorben 1689

Gustav Adolf von Varrensbach wurde 1629 in Hauenstein geboren und starb 1689. Er entstammte aus der deutsch-baltischen Familie Fahrensbach. Von 1664 bis 1670 besaß er Schwedt und Vieraden als Pfand.

Am 28. Juni 1664 verpfändete der so in Geldknappheit geratene Kurfürst Friedrich Wilhelm in Cölln an der Spree die Ämter Schwedt und Vierraden an den Grafen Gustav Adolf von Varrensbach, der mit ihm im Dreißigjährigen Krieg gekämpft hatte. Fahrensbach leihte dem Kurfürsten 25.000 Reichstaler in bar. Dafür erhielt er für sechs Jahre sämtliche Steuern und Abgaben beider Ämter. Er konnte Schwedt und Vierraden mit allen Rechten an Zinsen, Pachten, Diensten, Äckern, Wiesen, Gärten, Seen, Teichen, Fischereien, Viehzucht und anderen Gegebenheiten nutzen. Ausgeschlossen war nur die landesfürstliche Hoheit an Steuern. Sollte das Amt durch Krieg, Raub oder Brand ganz oder teilweise zerstört werden, so legt der Pfandbrief fest, erfolgte eine Entschädigung des Kurfürsten an Varrensbach. Ferner erhielt der schlesische Graf Ausgaben für Instandsetzungen bei Rückgabe des Amtes ersetzt. Im Gegenzug hatte Varrensbach die Pflicht, den Geistlichen Gehalt zu zahlen und die Unterstützung der Armen zu gewährleisten. Aus dieser Verpfändung entsteht der Schwedter Bevölkerung erneut großer Schaden.

Varrensbach ordnete unter anderem die Instandsetzung einiger Gebäude, Reparaturen am Schwedter Schloss und einen Anbau an der Vierrädermühle in Vierraden an. Er regiert von seinen Stammgütern in Schlesien aus.

Der Graf und seine Beamten in Schwedt spielten das Instrumentarium der Leibeigenschaft gegenüber den Untertanen voll aus. So kommt es zu schweren Konflikten mit den Untertanen von Schwedt und Vierraden. In einer ausführlichen Klageschrift gegen den Grafen und seine Beamten legten sie dar, „wie wir armen Leute, wider alle Billigkeit und ohne alles Verschulden, gestrecket, geplaget und aufs härteste und elendeste als Übeltäter tractiret werden.“ (Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Pr. Br. Rep. 37, Nr. 439, fol 31 ff.) Willkürliche Besetzungen der Bauernhöfe, zusätzliche Fuhrleistungen ohne Anrechnung auf den Hofdienst, die Aufbürdung von erhöhten Abgaben und außerordentlichen Diensten sowie die Vollstreckung von Prügelstrafen waren an der Tagesordnung, weitere Gewalttaten an Bürgern und Bürgerfrauen kamen hinzu. Fahrensbach ließ drei Männer in die Verließe des Schlossturms sperren, da ihrer alten Mutter Zauberei nachgesagt wurde.

Der Kurfürst beordert Räte nach Schwedt zur gründlichen Untersuchung der Anklagen. Fahrensbach und seine Beamten berufen sich auf die „boßhaften Untertanen“, die den Beamten mit Schlägen und mit Sensen gedroht, mit Staken nach dem Gesicht gestoßen und mit Stecken in der Kanzlei „rum gefuchtelt“ hätten. (Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Pr. Br. Rep. 37, Nr. 439, fol 17 ff.) Aber unbeirrt setzen die Schwedter und Vierradener ihren Widerstand fort und zeigen dem Kurfürsten neue Gewalttaten an. Nun zog der Kurfürst die Konsequenzen und schreibt an die Räte der Stadt Schwedt, dass er und seine Gemahlin nicht gestatten, die Untertanen auf diese Art zu „ruinieren und inutil [unfähig] zu machen “ (Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Pr. Br. Rep. 37, Nr. 439, fol 63). Er befiehlt, dem Grafen anzudeuten, sich der Gewalttaten zu enthalten und womöglich das Amt zu räumen

1670 kündigte Gustav Adolf von Varrensbach den Pachtvertrag über die Herrschaft Schwedt-Vierraden nach Ablauf der sechs vertraglich festgelegten Jahre zum 28. Juni 1670. Die in diesen Jahren entstandenen Kosten für Meliorationsarbeiten veranschlagte er auf 1.500 Reichstaler, so dass sich seine Gesamtforderung nun auf 26.500 Reichstaler beläuft. Die kurfürstliche Kammer kann diese Summe jedoch nicht zurück erstatten. Das Pfand löste die brandenburgische Kurfürstin Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg aus und erwarb damit die Herrschaft Schwedt-Vierraden. Varrensbach (so in seinen Urkunden geschrieben) war später Besitzer der Herrschaften Neuschloß und Tschischkowitz in Böhmen.