Dr. Ing. hc. Richard Paulick
Architekt, Städtebauer, Professor
geboren 07.11.1903 in Roßlau
gestorben 04.03.1979 in Berlin
Richard Paulick entstammte einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus. Sein Vater war nach 1918 zum Landtagspräsidenten von Sachsen-Anhalt gewählt worden. Er setzte sich erfolgreich für den Umzug des Bauhauses nach Dessau ein, als in Weimar die Reformbestrebungen des bekannten Architekten Walter Gropius zunichte gemacht wurden.
Nach dem Abitur studierte Richard Paulick von 1923 bis 1927 Architektur an der Technischen Hochschule Dresden. 1927 begann seine berufliche Tätigkeit im Architektenbüro von Walter Gropius. Paulick war 1931 Mitbegründer der Sozialistischen Arbeiterpartei und musste 1933 nach China emigrieren. Bis 1949 arbeitete er in Shanghai unter Kriegs- und Revolutionsbedingungen als freier Architekt und als Professor der St. Johns University.
1949 kehrte er nach Europa zurück. Zunächst arbeitete er in Frankreich. 1950 zog er in den Osten Deutschlands. Der welterfahrene Architekt wurde in den engen Kreis der Planer für die Hauptstadt der DDR und in die Führung der Bauakademie aufgenommen, in der er später Vizepräsident wurde. Er leitete Wiederaufbauplanungen für das historische Zentrum von Berlin, orientiert an Knobelsdorff und Schinkel, so beim Aufbau der Stalinallee Berlin, beim Wiederaufbau der Deutschen Staatsoper, die zu einem Meisterwerk der Orientierung auf die nationalen Traditionen wurde (1952), beim Prinzessinnenpalais (1961) und beim Kronprinzenpalais (1967–1969).
Von 1956 bis 1961 war Richard Paulick Chefarchitekt von Hoyerswerda, 1962–1964 Chefarchitekt von Schwedt und 1963–1968 Chefarchitekt von Halle-Neustadt. Auf Grund seiner Chinaerfahrungen war er im Gegensatz zu anderen Fachkollegen relativ schnell bereit, auf neue Vorstellungen seiner staatlichen Auftraggeber einzugehen.
Er führte Großexperimente im industriellen Wohnungsbau durch und war an der praktischen Einführung der Vollmontage und Fließbandfertigung beteiligt. Die Folgen der raschen Industrialisierung des Bauwesens und die problematischen städtebaulichen Lösungen führten zu öffentlicher Kritik, wie die der Schriftstellerin Brigitte Reimann.
Das wesentlichste Ergebnis des zeitlich eng begrenzten Wirkens Paulicks für Schwedt waren reduzierenden Eingriffe in den ursprünglichen Bebauungsplan von Selman Selmanagíc für den heutigen Julian-Marchlewski-Ring und das Stadtzentrum, die Konzeption Richard Paulicks für die ergänzende Bebauung im Stadtteil „Neue Zeit“ sowie die Klärung genereller Fragen der Stadtplanung durch den Architekten.