Stolpersteinverlegung 2016 (Archiv)
Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.
Sehr geehrte Damen und Herren,
am Montag, dem 8. Februar 2016, um 11 Uhr werden sechs „Stolpersteine“ in der Schwedter Innenstadt verlegt. Mit ihnen wollen die Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine“ und die Stadt Schwedt/Oder an die Opfer der NS-Zeit erinnern.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt der Künstler Gunter Demnig. Er fertigt die kleinen Gedenktafeln aus Messing an und verlegt sie in den Gehweg vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der Opfer. Inzwischen liegen „Stolpersteine“ in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten.
Die Verlegung beginnt um 11 Uhr vor dem Standesamt, Lindenallee 25.
Helene und Gertrud waren die Kinder von Gustav und Schöne Michaelis, geb. Seelig. Sie wohnten seit 1925 in der Schlossfreiheit 21. Von hier wurden sie abgeholt und nach Berlin in ein Sammellager gebracht.
HIER WOHNTE
HELENE MICHAELIS
JG. 1867
DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT
ERMORDET 16.3.1943
HIER WOHNTE
GERTRUD MICHAELIS
JG. 1878
DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT
ERMORDET 5.3.1943
(Die Worte des Gedenkens spricht Hans-Joachim Höppner, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Schwedt/Oder.)
Der zweite Verlegepunkt ist in der Kietzer Straße 27 (heute: Am Kanal 13). Die Familie Gerson stammt aus Neustadt. 1887 heiratete Gustav Gerson die Schwedter Jüdin Rosa Levỳ. Er wurde selbstständiges Mitglied der jüdischen Gemeinde Schwedt. Gerson war von Beruf Nagelschmiedemeister und betrieb ein Lager für Alteisen, Nutzeisen, Metalle und Rohprodukte. Das Ehepaar hatte sieben Söhne. Adolf, Herrmann und Hugo wurden im Haus in der Kietzer Straße 27 geboren. Sie arbeiten später als Kaufmann. 1943 wurden sie deportiert und dann ermordet.
HIER WOHNTE
ADOLF GERSON
JG. 1876
DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ
ERMORDET 28.7.1943
HIER WOHNTE
HERRMANN GERSON
JG. 1878
DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ
ERMORDET 1943
HIER WOHNTE
HUGO GERSON
JG. 1884
„SCHUTZHAFT“ 1938 SACHSENHAUSEN
DEPORTIERT GHETTO WARSCHAU
ERMORDET
(Die Worte des Gedenkens spricht Michael Meeden, Vorsitzender des Kunstvereins Schwedt e. V.)
In der Vierradener Straße, Kirchplatz (vor der Skulptur „Der Namenlose“) wird der sechste „Stolperstein“ verlegt. Er erinnert an Helga Käding ein kleines Mädchen, das in Schwedt geboren wurde und durch Einweisung über das Gesundheitsamt in die Heilanstalt Brandenburg-Görden kam. Die Tötungsanstalt Brandenburg war eine von sechs Mordstätten der sogenannten "Aktion T4", der ersten, zentral gesteuerten Phase des Krankenmords, der über 70 000 psychisch Kranke und Behinderte im Deutschen Reich zum Opfer fielen.
IN SCHWEDT WOHNTE
HELGA KÄDING
JG. 1941
EINGEWIESEN 18.4.1944
HEILANSTALT
BRANDENBURG-GÖRDEN
ERMORDET 27.5.1944
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Schwedt“