Pogromgedenken 2020 in Schwedt/Oder (Archiv)
Seit vielen Jahren gedenken Schwedter Bürger der jüdischen Opfer, die in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 und in der Folgezeit verfolgt, verhaftet, enteignet und ermordet wurden. In diesem Jahr wird das Pogromgedenken am Montag, den 9. November coronabedingt etwas anders gestaltet.
Zu Beginn wird es um 17 Uhr eine Andacht in der evangelischen Kirche geben, die das Thema Schweigen beleuchtet. In der Kirche ist genügend Platz vorhanden, die Teilnehmer sollten möglichst einen Zettel mit ihrem Namen und ihrer Adresse bereits mitbringen. Diese Angaben werden im Kirchenbüro vier Wochen aufbewahrt und dann ordnungsgemäß vernichtet.
Nach der Andacht beginnt der Schweigemarsch ab dem Kirchplatz an der Weide ohne Versammlung. Die Teilnehmer müssen während der gesamten Veranstaltung einen Mund-Nasenschutz tragen und einen Abstand von 1,50 m zu den anderen Besuchern einhalten. Der Weg führt entlang der Vierradener Straße bis zur katholischen Kirche, weiter in der Harlanstraße entlang der Stadtmauer vorbei am Tor zur ehemaligen Synagoge. Dort erklingen jüdische Melodien von einer CD. Die Bürger werden gebeten, an dieser Stelle nicht anzuhalten, um Kerzen aufzustellen und Blumen niederzulegen. So soll ein Rückstau verhindert werden. Ein Ordner nimmt Gestecke entgegen und legt sie dann ordnungsgemäß ab. Der Schweigemarsch führt weiter über die Berliner Straße in die Gartenstraße hinein bis zum Juliusturm. Entlang des Bollwerkes gehen die Teilnehmer bis zur Oderstraße und folgen dem Weg am Haus Polderblick bis zu den Stolpersteinen, die für Angehörige der Familie Seelig 2013 in der ehemaligen Orangenstraße verlegt wurden. An dieser Stelle ist ausreichend Platz, um ein kurzes Gedenken zur Pogromnacht abzuhalten. Begleitet wird diese Veranstaltung von Lehrern der Musik- und Kunstschule Schwedt. Worte des Gedenkens spricht Dietrich Klein. An dieser Stelle besteht die Möglichkeit, Kerzen aufzustellen und Blumen niederzulegen.
Leider muss die Aufführung des Schauspiels von Rike Reiniger „Name: Sophie Scholl“ an den Uckermärkischen Bühnen ausfallen.
Ablauf des Pogromgedenkens
- 17:00 Uhr: Andacht in der Evangelischen Kirche
- 17:30 Uhr: Beginn des Schweigemarsches: Vierradener Straße bis zur Katholischen Kirche, Harlanstraße entlang der Stadtmauer vorbei am Tor zur ehemaligen Synagoge, direkter Übergang über die Berliner Straße, Gartenstraße bis Juliusturm, Bollwerk bis Oderstraße, Weg am Haus Polderblick bis zu den Stolpersteinen Seelig
- ca. 18:00 Uhr: Gedenken an den Stolpersteinen mit Musik und Ansprache
Keine Stolpersteinverlegung 2020
Die für den 26. November 2020 vorgesehene Stolpersteinverlegung in Schwedt musste leider abgesagt werden. Die Forschungen zu den verfolgten und ermordeten Personen sind sehr aufwendig. So ergab sich, dass für drei Schwestern der Familie Götzer keine Steine in Schwedt verlegt werden können. Für Lina Götzer, geb. 1876 und ihren Mann Max Zenz wurde 2013 je ein Stolperstein in Berlin verlegt. Hedwig Götzer und ihr Mann Felix Zenz werden auf Veranlassung der Familie je einen Stein ebenfalls in Berlin bekommen. Beide wurden bereits in Berlin geboren und haben dort gelebt und gearbeitet. Für die dritte Schwester Martha konnten keine Hinweise zu ihrem Tod herausgefunden werden. Für die vierte Schwester Gertrud Götzer, die 1879 in Schwedt geboren und 1942 auf einem Transport nach Estland ermordet wurde, konnte 2018 ein Stolperstein in der Straße Am Kanal verlegt werden.
Weitere Forschungen haben ergeben, dass Bernhard Luedtke, geb. in 1913 in Schwedt, 1937 nach § 175 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und im Februar 1945 ermordet wurde. Für ihn und weitere Opfer des Naziregimes werden im November 2021 Stolpersteine verlegt. Wer mit einer Spende diese Aktion unterstützen möchte, kann sie auf folgendes Konto überweisen:
Regionales Kirchliches Verwaltungsamt Eberswalde (RKVA)
IBAN: DE39 5206 0410 0203 9017 42
Verwendung: Stolpersteine Schwedt