Urban Birnbaum (auch Urban Pierius)
Theologe
geboren 1546 in Schwedt
gestorben 12.05.1616 in Bremen
Die Herkunft Urban Birnbaums ist unbekannt, wahrscheinlich gehörten seine Eltern zu den Bauern oder Handwerkern der Stadt. Die Lernfreudigkeit und der Wissensdurst des jungen Urban Birnbaum erregten die Aufmerksamkeit des damaligen Herren der Stadt, Graf Martin von Hohenstein, der ihm mit einem Stipendium ein Studium an der Frankfurter Universität „Viadrina“ ermöglichte. 1570 wurde er Magister, der bekannte märkische Poet Michael Haslobius erteilte ihm den Namen „Pierius“ (lat.: der die Dichtkunst studierte, der Poet).
Er heiratete die Tochter eines bekannten und reichen Frankfurter Juristen. Nach dem Tod des Schwiegervaters wechselte er in die philosophische Fakultät, wurde 1572 Vizedekan. Neben der Philosophie studierte er Recht. Doch bald wandte er sich wieder der Theologie zu, die fortan sein Leben bestimmte. 1576 erhielt er den Titel Doktor der Theologie, bereits ein Jahr später wurde er Professor, Dekan und Rektor an der Frankfurter Universität „Viadrina". Damit war Urban Pierius auch Vorsteher der Brandenburgischen Kirche und wurde 1578 nach Brandenburg berufen.
Er nahm jedoch bereits nach drei Jahren das Amt des Superintendenten in Cüstrin an, wo er bis 1588 verblieb. Bevor er Cüstrin verließ, überschrieb er der Stadt 200 Reichsthaler, einen für damalige Verhältnisse beachtlicher Betrag, von dessen Zinsen sich u. a. arme Schüler jährlich ein Buch kaufen sollten.
Als der Kurfürst von Sachsen, Christian I., als Gast des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg in Cüstrin weilte und Urban Birnbaum predigen hörte, gefiel ihm der Vortrag so sehr, dass er sich ihn zu seinem Hofprediger ausbat. In einer öffentlichen Predigt, die Birnbaum zum Beweis seines rechten Glaubens vor zahlreichen kurfürstlichen Gästen in Karzig in der Neumark abhalten musste, machte er aus seiner calvinistischen Gesinnung keinen Hehl. Dennoch kam er als Hofprediger nach Dresden und erlangte dort Ansehen. Als er jedoch die Taufe der Tochter der Gemahlin des Kurfürsten ohne die Zeremonie der Teufelsaustreibung vornahm, wurde Sophie von Brandenburg, eine orthodoxe Lutheranerin, seine erbitterte Gegnerin.
Von Dresden schickte ihn der Hof nach Wittenberg als General-Superintendent und Inhaber der theologischen Professur. Hier kritisierte Birnbaum die kirchlichen Sakramente der Taufe und des Abendmahls und wurde besonders wegen seiner Kritik an der Teufelsaustreibung (Exorzismus) der Irrlehre beschuldigt. Für seine fortschrittlichen theologischen Thesen musste Birnbaum 1591 für ein Jahr in Haft. 1592 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen, nachdem sich Elisabeth von England für ihn eingesetzt hatte.
Urban Birnbaum fand lange keine Anstellung. Später ging er in das Fürstentum Anhalt und von dort in die Oberpfalz nach Amberg, berufen vom Kurfürsten Friedrich IV.
1599 erhielt er seine Berufung nach Bremen, wo er neben dem Superintendenten-Amt am Gymnasium lehrte. Dort starb er im Alter von siebzig Jahren.
Urban Birnbaum alias Pierius verfasste zahlreiche theologische Schriften.