Friedrich Wilhelm, Prinz in Preußen, 2. Markgraf von Brandenburg-Schwedt
geboren 27.12.1700 in Oranienbaum
gestorben 04.03.1771 in Wildenbruch (heute Swobnica, Polen)
1719 trat der junge Markgraf, Sohn des Markgrafen Philipp Wilhelm, seine Herrschaft an.
In der Zeit von 1711 bis 1719 übernahm König Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, die Vormundschaft über den noch nicht volljährigen Friedrich Wilhelm und widmete sich selbst der Erziehung des Markgrafen. Die Sparsamkeit und Ordnungsliebe, aber auch die Derbheit und der rohe Umgang seines Erziehers wurden dem jungen Markgrafen zu eigenen Charaktereigenschaften.
1734 verheiratete der König seine kaum fünfzehnjährige Tochter Sophie Dorothea mit dem 35-jährigen Markgrafen. Die Ehe litt derart unter der Rücksichtslosigkeit des Markgrafen, dass sich die Markgräfin später in das Lustschloss Monplaisir zurückzog.
Von späteren Generationen als „Toller Markgraf“ bezeichnet, drangsalierte er seine Untertanen mit mutwilligen derben Späßen, böswilligem Schabernack und Stockhieben. Berühmt waren seine ungestümen Reiterstückchen. Als aktiver Mensch unterbindet Friedrich Wilhelm ausdrücklich Müßiggang unter seinen Untertanen. Beschwerden seiner Untertanen beim König über fortwährende Drangsalierung führen dazu, dass 1755 ein königliches „Justiz-Collegium“ in Schwedt etabliert wird, das zeitweise in der Markgrafschaft die hohe Gerichtsbarkeit ausübte.
Nach dem Vorbild seines Erziehers erwarb sich der Markgraf eine Garde aus „Langen Kerls“. Von der Mitgift seiner Gattin ließ er einen Reitstall von der Größe bauen, dass darin gleichzeitig die gesamte Garnison exerzieren konnte. In der Regierungszeit des Markgrafen erfolgte die Verlegung der Ansbach-Bayreuther Dragoner, des späteren 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 2, nach Schwedt.
Friedrich Wilhelm besaß ausgesprochenes Verwaltungs- und Organisationstalent und förderte damit die Markgrafschaft beträchtlich. Neben einer ausgeprägten Bautätigkeit, von der auch die Dörfer der Herrschaft profitierten, der Entwicklung von Land- und Forstwirtschaft, der Melioration und Wiesennutzung vergrößerte er die Markgrafschaft durch den Erwerb aller verfügbaren käuflichen Güter, bis schließlich 1732 der König dem Markgrafen Friedrich Wilhelm die Erweiterung seiner Güter ohne seine Zustimmung verbietet. 1725 erwarb Friedrich Wilhelm Markgraf Fiddichow (heute Widuchowa in Polen) zurück. Ferner wurde Schwedt als Residenz auch optisch aufgewertet, das Schloss erhält unter seiner Anleitung das imposante Aussehen, das es zum großen Teil bis zu seiner Zerstörung 1945 hatte.
Mit den schnurgerade von den Dörfern der Herrschaft auf die Schlösser Schwedt und Wildenbruch geführten Kastanienalleen erhielt die Landschaft ein individuelles Gepräge. An den Kastanienalleen musste jeder Anlieger junge Bäume pflanzen und diese unter Strafandrohung auch pflegen. Friedrich Wilhelm zeigte Aufgeklärtheit in einer Zeit, in der Alchemie und Weissagung hoch im Kurs standen. Den Marquis d´Argers, der 1759 mit Prophezeiungen auftrat, wies er ab mit den Worten: „Geht! Ihr seid ein Narr!“
Der 70-jährige Markgraf verstarb am 4. März 1771 im Schloss Wildenbruch an den Folgen einer Erkältung, die er sich beim Fischen zugezogen hatte. Er wurde wie seine 1765 verstorbene Gemahlin Sophie Dorothea in der Gruft der Stadtkirche St. Katharinen bestattet, 1779 wurden beide in die Gruft der Kirche der französisch-reformierten Gemeinde überführt. Seit 1984 befinden sich die Granitsarkophage in der Hohenzollengruft des Berliner Doms.