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Zigarren- und Zigarettenfabrik Dieterle

Foto: Alte Fabrik
In der ehemaligen Zigarren- und Zigarettenfabrik Dieterle haben jetzt Stadtverwaltung und Polizei ihren Sitz.

Alte Fabrik, Dr.-Theodor-Neubauer-Straße 12, 16303 Schwedt/Oder

Das unter Denkmalschutz stehende Fabrikgebäude der Zigarren- und Zigarettenfabrik Dieterle, Dr.-Theodor-Neubauer-Straße 12, wurde von 1921 bis 1922 erbaut. Es zeigt den Einfluss des modernen Bauens der Zwanzigerjahre. Ernst Dieterle gründete die Firma bereits 1852. Nach 1870 entwickelte sich das Unternehmen zur größten Tabak- und Zigarrenfabrik und zu einem der bedeutendsten Unternehmen der Stadt mit einem weit verzweigten Filialnetz in den Tabak anbauenden Gebieten ganz Deutschlands.

Abbildung eines Porträts und des Firmengeländes
Als Deckblatt der Zigarrenkiste gab der Firmengründer Ernst Dietlerle ein Tableau mit der Werksansicht in der Prenzlauer Straße in Auftrag.
Mit Einführung der Banderolensteuer ab 1920 produzierte die Firma geschützte Zigarrenmarken wie „Lutella“, „Graue Vorzeit“ sowie „Für die Nachwelt“. Mitte der 1920er-Jahre begann man mit der Zigarettenherstellung. Der Markenname „Dotit“ war vom französischen Doyé hergeleitet, was Dieterle heißt. Im Keller befanden sich das Ballenlager, die Umkleideräume und die Abrippmaschine; im Erdgeschoss der Maschinensaal, der Raum für die Herstellung der Zigarrenkästen samt dem Bekleben mit dem Tableau, das Kistenlager sowie das Büro; im Obergeschoss der Zigarrenmachersaal und die Lagerräume für fertige Kisten und Formen. Auf dem Dachboden waren die Mischböden für die Einlagen, das Zigarrenlager und der Trockenboden für die Einlagentabake.

Bauern aus der Umgebung brachten mit Pferdefuhrwerken ihre Tabakernte zur Fabrik. Direkt an das Firmengelände anschließend befand sich ein Stall für Kutsch- oder Reitpferde. Noch vorhanden ist der Rest der Tränkvorrichtung für die Tiere.

Nachdem die Fabrik 1932 insolvent wurde, ging sie an die Firma Vogelsang aus Bremen. Der Firmenname „Gebr. Dieterle G.m.b.H. gegr. 1852“ wurde beibehalten. 1944 mussten die Fabrikräume an die aus Berlin evakuierte Uniformschneiderei „Bernais & Co“, die Hemden für die Wehrmacht herstellte, abgetreten werden. Im Oktober 1945 nahm die Fabrik auf Anordnung der Sowjetischen Militärverwaltung als „Zigarren- und Tabakfabrik Schwedt/O“ die Produktion wieder auf.

Zwischen 1949 und 1954 stellte die Konsumgenossenschaft im Gebäude Tabakwaren her. Anschließend wurde die Produktion auf Getränke, zuerst Likör, danach alkoholfreie Getränke, umgestellt. Der volkseigene Betrieb erhielt die Bezeichnung Mineralwasserfabrik, kurz Mifa. Später befanden sich auch die Verwaltungsräume der Konsumgenossenschaft im Gebäude.

Nach langem Leerstand begannen im August 2013 die Arbeiten zum Umbau des Gebäudes als Rathaus und Polizeirevier. Das Gebäude besitzt aufgrund seiner Architektur und als Zeugnis der vergangenen Epoche des Tabakanbaus und der Tabakaufbereitung in und um Schwedt stadtgeschichtliche Bedeutung. Im Januar 2015 bezogen die Polizei und Bereiche der Stadtverwaltung das sanierte Gebäude.