Juliusturm
Bollwerk 1, 16303 Schwedt/Oder
Der Juliusturm am Bollwerk wurde um 1909 im Zuge der Errichtung einer Abwasserkanalisation in Anlehnung an die Spandauer Zitadelle gebaut. Das Pumpwerk wurde mit einer „Borsigschen Mammutpumpe“ bestückt, die nach damaligem Stand der Technik als beste Fördereinrichtung für Abwasser galt.
Ursprünglich befand sich der Juliusturm an einer Odereinbuchtung, dem sogenannten Haveling (kleiner Hafen). Die Oder führte vor dem Bau der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße direkt am Stadtgebiet vorbei. Der kleine Hafen diente bis zur Verschlammung als Lagerungsort für die Fischerkähne und großen Heukähne. Die Haveling wurde zwischen 1864 und 1865 zugeschüttet.
Für den Namen Juliusturm stand möglicherweise das englische Wort „Gully“ (Schlammfang) Pate. Die Schwedter machten zunächst auf Plattdeutsch „Julli“ daraus, bis sich der heutige Name eingebürgert hatte.
1909 ging die erste zentrale Abwasserentsorgung und Trinkwasserversorgung in Schwedt in Betrieb. Dieser technische und hygienische Fortschritt war der Grundstein für die industrielle Entwicklung der Stadt. Als erstes Klärwerk war es sozusagen Symbol und Wiege des wirtschaftlichen Aufschwungs. In den Jahren 1988/89 wurde der Turm komplett überholt und mit neuer technischer Ausrüstung ergänzt. Im Jahre 2009 erhielt dieses Schwedter Wahrzeichen nach 100-jähriger Geschichte ein neues Dach, das seinem ursprünglichen Antlitz angepasst wurde.
Der achteckige Turm, in dem noch heute alle Abwässer der Innenstadt gesammelt werden, ist nicht nur das erste Klärwerk der Stadt, sondern auch eines der ungewöhnlichsten in ganz Brandenburg.