Johann Abraham Peter Schulz
Hofkapellmeister, Komponist
geboren 31.03.1747 in Lüneburg (Eintragung im Taufregister)
gestorben 30.06.1800 in Schwedt
„Es ist besser, vollkommen oder groß im Kleinen zu sein, als mittelmäßig im Großen.“ (J. A. P. Schulz)
Johann Abraham Peter Schulz, als Sohn eines Bäckermeisters in Lüneburg geboren, nimmt auf Grund seines musikalischen Talents früh Klavier-, Geigen- und Flötenunterricht. Seine musikalische Weiterbildung erfährt er ab 1764 in Berlin bei Kirnberger, einem Schüler Johann Sebastian Bachs. 1780 wird Schulz Hofkomponist und Hofkapellmeister des Prinzen Heinrich von Preußen in Rheinsberg (Bruder des Preußenkönigs Friedrich II.). Die Zeitströmungen des Musiktheaters im damaligen Europa, die Vorbildwirkung Joseph Haydns und das Streben nach Klarheit und neuer Einfachheit bildeten für Schulz den Hintergrund für seinen persönlichen Kompositionsstil, in dem das Vokale Priorität besaß.
In den Jahren zwischen 1780 und 1790 erschienen seine Vertonungen von Volksliedern in den Heften „Lieder im Volkston“, die einen großen Anklang fanden. Schulz war einer der wichtigsten Liederkomponisten seiner Zeit. Er komponierte etwa 130 Lieder, von denen „Der Mond ist aufgegangen“ und das Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ die bekanntesten sind. Die für ihn bezeichnende Verbindung des künstlerisch Anspruchsvollen und des volkstümlich Einfachen bildet eine wesentliche Basis für die Entstehung der Gattung des deutschen Kunstliedes.
Mit der Bühnenmusik zur Racines (französischer Dramatiker 1639–1699) „Athalie“, Rheinsberg 1783, betritt Schulz neue kompositorische Wege und nähert sich bereits der späteren Musik Beethovens. Als Schulz jedoch seine Komposition der Prinzessin Anna-Amalie von Preußen widmen wollte, wies sie, deren musikalisches Gefühl nur an der Komponierweise des Barock ausgerichtet war, sein Ansinnen mit unhöflichen Worten zurück: „Ich stelle Mir vor, ..., dass er sich versehen, und statt seiner Arbeit Mir das musikalische Notengekläckere seines Kindes geschickt hat ... keine Harmonie, kein Gesang, ... nicht der allermindeste Contrapunkt, lauter Quinten und Oktaven, und das soll Musik heißen?“
1787 folgte Schulz dem Ruf als Hofkapellmeister an das Königliche Theater Kopenhagen. Dort gab er entscheidende Anstöße zur Entwicklung eines dänischen Musiktheaters.
Die Tuberkulose, an der seine erste und seine zweite Frau und zwei seiner beiden Kinder verstorben waren, fesselte auch ihn häufig ans Bett. 1789 gründete Schulz, der mit wachen Augen das Elend der Musiker um ihn herum sah, eine Kapellwitwenkasse und sorgte so als einer der ersten für eine materielle Sicherheit von Orchestermitgliedern und deren Hinterbliebenen.
Als im Februar des Jahres 1794 das Kopenhagener Schloss brannte, rettete er, ungeachtet der Gefahr, wertvolles Notenmaterial. 1795 wurde Schulz durch den dänischen Hof vorzeitig pensioniert. Es folgten flüchtige Aufenthalte in Kiel, Eutin, Norwegen, Lüneburg, Berlin, Rheinsberg, Stettin. Da sich seine Krankheit verschlechterte, suchte er nach sachkundigen Ärzten. Da aber die Ursachen der Tuberkulose damals nicht bekannt waren, waren alle Versuche umsonst und nahmen mitunter skurrile Züge an. So versprach zum Beispiel in Schwedt der „Hofmedicus“ Dr. Picht, ihn mit einer Gurkenkur zu heilen, erzielte aber nur lindernde Erfolge.
1799 zog Schulz nach Schwedt. In einem Brief an seinen besten Freund und Dichter Johann Heinrich Voß vom März jenes Jahres schrieb Schulz aus Stettin: „Schwedt ist nur 5 Meilen von hier und eine Tagesreise von Berlin. Meine Sachen gehen auf der Oder zu Wasser dahin; das ist so wenig umständlich, Schwedt hat übrigens sehr reizende Gegenden; ich war im vorigen Sommer zweimal dort; und es wohnen viele gute und aufgeklärte Menschen darin ...“
Am 30. Juni 1800 stirbt der volksnahe Komponist und streitbare Vorkämpfer für soziale Belange, so auch für den Musikunterricht an den Schulen. Die Schwedter Musik- und Kunstschule trägt seit 1979 seinen Namen. Seine Grabstelle ging mit der Einebnung des städtischen Friedhofs in Schwedt verloren.
Johann Abraham Peter Schulz tat sich ebenfalls als Musikschriftsteller hervor, so mit den „Gedanken über den Einfluss der Musik auf die Bildung eines Volkes“ (1790).
Werke: „Lieder im Volkston“, Bühnenmusiken, Oratorien, Chöre
Opern: „Minona“ und „Aline“ (mehrere Aufführungen während seiner Lebenszeit)