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Johann Georg Grude

Böttchermeister

geboren 1756 in Berlin
gestorben 1825

Die Grudes waren ein altes Böttchergeschlecht. Der 1756 geborene Johann Georg Grude, Gründer des Schwedter Familienzweigs, war ein gebürtiger Berliner und kam im September 1780 als 24-jährige mit gerade erhaltenem Gesellenbrief nach Schwedt, obwohl hier schon 15 Böttchermeister ansässig waren. Grude hatte in Schwedt eine Braut, die Tochter des alten Zunftmeisters des Böttchergewerbes Gabriel.

Die Familie Gabriel war mit fünf Meistern beim Böttchergewerk Schwedt-Vierraden eingeschrieben. Meister Gabriel war zudem Senator und Prüfungsmeister und wohl froh, die Böttcherarbeit Jüngeren anvertrauen zu können. So fand 15. September 1780 fand im Innungshaus der in Schwedt ansässigen Böttcher die Aufnahme vom Johann Georg Grude als Mitmeister statt. Im Vorfeld hatte er sein das Meisterstück bestehend aus einem Feuerküfen, einem Brunneneimer und einem Trichter, angefertigt. Seit der königlichen Feuerordnung von 1712 war es Pflicht für jeden Böttchermeisterkandidaten, den Feuerküfen und Brunneneimer herzustellen, die er dann gebrauchsbereit zu halten hatte und bei Bränden selbst zur Feuerstelle schaffen musste. Am 8. Oktober 1780 heiratete er in die Familie des Zunftmeisters und Senators Philipp Gabriel ein, dessen Vorfahren bereits seit 1701 ihr Handwerk betrieben.

Abbildung einer alten Urkunde
Die Urkunde belegt, dass Johann Georg Grude am 15. September 1780 im Innungshaus der in Schwedt ansässigen Böttcher als Mitmeister aufgenommen wurde.

Mit dem tatkräftigen Böttchermeister Grude kam auch neuer Zunftgeist in das wohl schon etwas überaltert gewesene Böttchergewerbe. Es ist seinem Einfluss zu verdanken, dass das Gewerk damals neue Zunftzeichen für ihr Zunftmeisterhaus wie „Willkomm“, Leuchter und Humpen anschaffte. Grude gründete eine der bedeutendsten Böttchereien in Schwedt. Die Böttcherei Grude in der Kleinen Salzgasse existierte bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Ein Neunaugenfässchen über dem Eingang wies auf die Haupttätigkeit des Gewerbes hin: normierte Fässchen zum Versand der in der Oder gefischten und als Delikatesse gerühmten Neunaugen herzustellen. Neunaugen, fischähnliche Wirbeltiere aus der Familie der Lampreten und eine Delikatesse, waren damals zahlreich in der Oder anzutreffen. Das Rösten beziehungsweise Braten der Neunaugen war ein Nebenerwerb vieler Schwedter Familien Der Handel mit bereiteten Neunaugen erstreckte sich zu jener Zeit über das gesamte damalige deutsche Reich. Mit steigendem Absatz der marinierten und gerösteten Neunaugen stieg die Anzahl der Neunaugenröstereien. Davon profitierten die in der Stadt ansässigen Böttcher, die allerdings auch Bier- und Schnapsfässer sowie Gefäße für den Haushalt, das Waschhaus und Fass- und Bandgeschirr für Landwirte herstellten. In ihrer Vielzahl trugen sie auch zum Erscheinungsbild der Stadt bei. 1811 übten 16 Böttcher mit 18 Gesellen das Handwerk aus, 1853 waren es 19 Böttchermeister, darunter fünf aus dem Familie Grude.

Grude rückte zum Beginn des 19. Jahrhundert zum Altmeister auf und vertrat damit das Böttchergewerk in Schwedt. Zudem war er Stadtverordneter, Mitglied der Bürgergarde und langjähriger Spritzenmeister der Feuerwehr. Johann Georg Grude starb 1825. Sein ältester Sohn übernahm den Stammbetrieb in der Salzstraße, der jüngere richtete sich in der Jüdenstraße eine Böttcherei ein. Die Böttcherei Grude bestand über 160 Jahre in Schwedt.