Stolpersteine 2010
Am 25. März 2010 wurden die ersten drei Stolpersteine in Schwedt/Oder verlegt.
Richard Meinhardt
geboren: 19.10.1885 Schwedt
deportiert: März 1943 Auschwitz
ermordet: 1943 Auschwitz
Vierradener Straße (heute: Nr. 23)
verlegt am 25. März 2010
Die Worte des Gedenkens sprach Anke Grodon, Leiterin der Städtischen Museen Schwedt/Oder und Mitglied der Arbeitsgruppe Stolpersteine.
Franz Meinhardt (1877–1942) und Margarethe Meinhardt, geb. Löwenthal (1880–1942) wohnten am Flinkenberg 6. Im Parterre befand sich das Büro der Firma Meinhardt, die Tabak anbaute und verarbeitet. 1938 verloren sie den gesamten Betrieb und die Felder, da alles „arisiert“ wurde. Nur den Trocknungsspeicher für Tabak konnten sie an Senator Rasch, einen Geschäftsfreund aus Bremen, verkaufen, damit er nicht in irgendwelche Hände fallen sollte. Man vereinbarte mündlich ein Rückkaufsrecht. Das wenige Geld der Arisierungserlöse wurde auf ein Sperrkonto überwiesen.
In der Nacht des nationalweiten Pogroms (9. November 1938) wurden Franz Meinhardt und alle männlichen Verwandten verhaftet und in das kleine Gefängnis in der Polizeistation von Schwedt gebracht. Einige Tage später wurden er und die älteren Männer freigelassen. Die jüngeren Männer kamen in das Gefängnis Moabit nach Berlin.
Das Ehepaar Meinhardt wurde am 2. April 1942 in das Ghetto Warschau deportiert. Dort wurden sie zur Arbeit eingeteilt. Krankheiten brachen aus. Franz Meinhardt verstarb am 10. Mai 1942. Die deutschen Behörden im Ghetto informierten die „Nordstern“ Versicherung über seinen Tod, weil er dort eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte. Die Versicherung wurde gelöscht und die Versicherungssumme einbehalten bzw. dem „Deutschen Reich“ übergeben. Franz Meinhardt wurde auf dem jüdischen Friedhof, der in der Nord-Ost Ecke außerhalb des Ghettos lag, begraben. Eine schlichte Holztafel mit seinem Namen wurde über das Grab gelegt. Im August 1944 wurde der Friedhof vollständig zerstört. Es blieb keine Spur von seinem Grab.
Margarethe Meinhardt wurde einem „Arbeitskommando“ zugeteilt und arbeitete tagsüber außerhalb des Ghettos. Sie blieb bis zum 22. Juli 1942 in Warschau. An diesem Tag fand die erste große „Aktia“ (Inhaftierung und Abschiebung) statt. Alle deutschen Juden wurden in das Vernichtungslager „Treblinka“ transportiert. Sie mussten um 16 Uhr auf dem Umschlagplatz mit nur 15 kg persönlichem Gepäck erscheinen. Die Fahrt nach Treblinka in überfüllten Viehwaggons dauerte etwa 3 bis 5 Stunden. Sie kamen gegen 22 Uhr in Treblinka an. Am nächsten Morgen wurden die Viehwaggontüren geöffnet. Fast alle Passagiere im Inneren der Waggons waren schon erstickt. Die Überlebenden wurden am nächsten Morgen in die Gaskammern gebracht.
Margarethe Meinhardt, geb. Löwenthal
geboren: 1880 Schönbeck/Elbe
deportiert: 2.4.1942 Warschau
ermordet: 23. Juli 1942 Treblinka
Flinkenberg Nr. 6
verlegt am 25. März 2010
Franz Meinhardt
geboren: 1877 Schwedt
deportiert: 2.4.1942 Warschau
ermordet: 10.5.1942 Warschau
Flinkenberg Nr. 6
verlegt am 25. März 2010
Die Worte des Gedenkens sprach Anke Grodon, Leiterin der Städtischen Museen Schwedt/Oder und Mitglied der Arbeitsgruppe Stolpersteine.