Familie Loewenheim
Wilhelm und Emilie Loewenheim (DE)
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Familie Löwenheim zeigt, wie schwierig es sein kann, individuelle Lebenswege während der Zeit des Nationalsozialismus zu rekonstruieren. Viele Dokumente widersprechen sich, Namen tauchen mehrfach auf, und zahlreiche Informationen bleiben unklar oder lückenhaft.
Im Mittelpunkt dieser Recherche stehen Wilhelm und Emilie Löwenheim, zwei Menschen, deren Lebenswege sich nur noch in Fragmenten nachverfolgen lassen – die aber stellvertretend für viele andere Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung stehen.
Wilhelm Loewenheim
Wilhelm wurde am 21. September 1857 in Schwedt geboren und war von Beruf Privatier. Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Sicher ist, dass er später in Berlin lebte und am 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde.
Nur wenige Wochen später, am 26. September 1942, wurde er im Alter von 85 Jahren in Minsk oder Treblinka ermordet. Im Jahr 1884 gründete er mit seinem Bruder Max die Firma „Gebrüder Loewenheim“, die mit Edelmetallen handelte.
Spätere Verwandte von Wilhelm waren im antifaschistischen Widerstand aktiv und gründeten in den 1920er Jahren die illegale Organisation „Neu Beginnen“.
Emilie Loewenheim (geb. Becker)
Emilie wurde am 30. September oder 1. Oktober 1868 in Kaiserslautern geboren. Auch sie wurde Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Unklar bleibt, ob sie am 16. oder 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde – beide Daten finden sich in unterschiedlichen Quellen.
Am 26. September 1942 wurde sie in Treblinka oder im Lager Maly Trostinec bei Minsk ermordet. Sie und ihr Mann überlebten die tagelange Zugfahrt ohne Essen und Trinken, wurden jedoch aufgrund ihres Alters im KZ aussortiert und kurz darauf ermordet.
Die Familie Loewenheim
Die Familie war groß und weit verzweigt. Wilhelm hatte einen Bruder namens Max, war verheiratet und hatte drei Kinder: Heinrich, Erich und Siegfried. Seine Eltern hießen David Marcus Löwenheim und Sarah Löwenheim (geb. Loewe).
Einer seiner Enkel war Erich Löwenheim, der unter dem Namen Perry in den USA lebte. Er beschäftigte sich intensiv mit der Geschichte seiner Familie und verstarb später an einem Hirntumor. Seine Nachfahrin Christine Perry, vermutlich Tochter oder Enkelin, setzt diese Erinnerungsarbeit heute fort.
Flucht und Erinnerung
Mehreren Familienmitgliedern gelang die Flucht ins Ausland. Besonders Erich Löwenheim konnte in die Vereinigten Staaten emigrieren und widmete sich dort ausführlich der Aufarbeitung der Familiengeschichte.
„Auch wenn bis heute unklar ist, wo genau und unter welchen Umständen Wilhelm und Emilie ihr Leben verloren haben, ist eines gewiss: Ihre Erinnerung lebt weiter.“
In ihrer Heimatstadt Schwedt erinnern heute Stolpersteine und Grabsteine an ihr Schicksal – und vereinen sie symbolisch im Tod.