Sonderausstellung: NVA-Soldaten hinter Gittern. Der Armeeknast Schwedt als Ort der Repression (Archiv)
Sonderausstellung vom 27. Mai bis 31. Juli 2016
Mit der Ausstellung wird ein Thema der jüngsten Schwedter Stadtgeschichte beleuchtet, das vor allem für junge Männer in der ehemaligen DDR von Bedeutung war: Der Armeeknast.
Der Name Schwedt wurde 1968 zum Synonym für den Armeeknast der DDR. Bis 1982 befand sich in der uckermärkischen Stadt das berüchtigte Militärgefängnis und danach bis 1990 die sogenannte Disziplinareinheit der Nationalen Volksarmee (NVA). Beide Einrichtungen waren Teil des militärischen Repressionsapparates zur Durchsetzung von Gehorsam und Konformität in den DDR-Streitkräften.
Dr. Rüdiger Wenzke, Historiker und Leitender Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam, hat das Konzept für die Sonderausstellung „NVA-Soldaten hinter Gittern. Der Armeeknast Schwedt als Ort der Repression“ entwickelt. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zur NVA, so auch des Standardwerkes zur Geschichte des DDR-Militärstrafvollzugs „Ab nach Schwedt!“.
Die Ausstellung wurde gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung des SED-Unrechts und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
Auf 20 Tafeln geht es neben allgemeinen Informationen über das Militär im Sozialismus, die Nationale Volksarmee, die Militärjustiz und der militärischer Strafvollzug als Teile des Repressionsapparates im SED-Staat natürlich um die geschichtliche Entwicklung des ehemaligen Objektes der NVA. Welche Vorläufer von „Schwedt“ gab es? Der Militärstrafvollzug in der DDR befand sich von 1954 bis 1968 im „Dreckloch Berndshof“ und wurde dann nach Schwedt verlegt. Dort befand sich ein ziviles Haftsarbeitslager, in dem Sträflinge von 1964 bis 1968 für den sozialistischen Aufbau arbeiteten.
In der Ausstellungen werden der Alltag der Militärstrafgefangenen und Strafarrestanten im Militärgefängnis des Ministeriums des Innern in Schwedt/Oder vorgestellt und die Strukturen, die Organisation und das Personal im Militärgefängnis Schwedt von 1968 bis 1981 untersucht. Dann eine Wechsel des Verantwortungsbereiches: 1982 entstand die Disziplinareinheit (DE) des Ministeriums für Nationale Verteidigung. Nun hieß es „Ab nach Schwedt!“ mit und ohne Gerichtsurteil.
Die Bediensteten der Disziplinareinheit verstanden sich als „Erzieher“ in NVA-Uniform. Das „System Schwedt“ bestand aus Schleifen und Schuften, Bespitzelung und „Rotlichtbestrahlung“. Aus politischen Gründen wurden „Staatsfeinde“, Waffen- und Wehrdienstverweigerer eingesperrt. Die Rückkehr und das Nachdienen in der Truppe waren von Schweigen geprägt, das Zurückkehren in den sozialistischen Alltag von Verdrängen und dem Versuch, die Schwedter Zeit zu vergessen. Am Funktionieren der Einrichtung war auch die Stadt Schwedt und ihre Betriebe beteiligt.
1989/90 legten die Disziplinarbestraften die Arbeit nieder. Dann folgte die Auflösung und Abwicklung der Disziplinareinheit. Zum Schluss erfährt der Besucher etwas zum heutigen Blick auf den Mythos Schwedt und die Themen Aufarbeitung und Erinnerung.
Zur Ausstellung erscheinen die Broschüren „Texte zur Ausstellung“ und die Grafik Novel „Komm’se, komm’se Strafgefangener. Der Militärstrafvollzug ein Gefängnis für junge Seelen“ von Paul Brauhnert.
Sie ist bis zum 31. Juli 2016 im Stadtmuseum zu sehen. Anschließend werden die Tafeln in den Arrestbereich der ehemaligen Disziplinareinheit umgesetzt und können im Rahmen der öffentlichen Führungen des DDR-Militärgefängnis Schwedt e. V. besichtigt werden.
Der DDR-Militärgefängnis Schwedt e. V. bietet 2016 sonnabends von 11 bis 13 Uhr öffentliche Führungen über das Gelände in der Breiten Allee 33 an:
26. März 2016,
30. April 2016,
28. Mai 2016,
25. Juni 2016,
30. Juli 2016,
27. August 2016,
11. September 2016,
24. September 2016,
29. Oktober 2016.
Während der Dauer der Sonderausstellung öffnet das Stadtmuseum am gleichen Tag, um Besuchern die Möglichkeit zu geben, auch die Ausstellung zum Thema zu sehen: sonnabends von 14 bis 16 Uhr, Jüdenstraße 17
28. Mai 2016,
25. Juni 2016,
30. Juli 2016.