Baubezogene Kunst der DDR (Archiv)
Erfassungsprojekte am Beispiel der Stadt Schwedt/Oder
Der „Treffpunkt Pavillon!“ widmet sich am Mittwoch, dem 16. Oktober 2024, um 18 Uhr einem ganz aktuellen Thema, der baugebundenen Kunst, die zum modernen Stadtbild von Schwedt einfach dazu gehört.
Im Land Brandenburg, wie in den anderen östlichen Bundesländern auch, verweisen bis heute zahlreiche Werke baubezogener Kunst von 1946 bis 1990 auf den zeittypischen gesellschaftspolitischen Entstehungskontext der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Seit 2021 erfasst und erforscht das BLDAM den Bestand in mehreren Teilprojekten sukzessive und systematisch.
Ziel der Erfassungsprojekte ist es, einen landesweiten wissenschaftlich fundierten Überblick zum noch erhaltenen Bestand in Brandenburg bezüglich Quantität und Qualität zu bekommen, um u.a. denkmalwerte Objekte zu identifizieren. Viele Gebäude und Kunstwerke dieser Entstehungszeit sind bereits verloren, weitere durch Sanierungen und Stadtumbau bedroht. Die erfassten Werke aber zeugen von der deutsch-deutschen Geschichte, ihren Entwicklungsprozessen und bedeutenden Ereignissen. Sie sind bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung präsent, stiften Identität und regen zur kritischen Auseinandersetzung an.
Die Neubautätigkeit in der DDR wurde ganz überwiegend aus staatlichen Mitteln finanziert. Ein festgelegter Anteil der Bausumme hatte dabei der künstlerischen Ausgestaltung des jeweiligen Vorhabens zu dienen – an repräsentativen Großbauten, Plätzen, Wohngebieten, Grünanlagen, Produktionsstätten oder öffentlichen Einrichtungen. Die staatlich beauftragten Kunstwerke sollten im Zusammenspiel mit den Gebäuden und Anlagen den erfolgreichen Aufbau des Sozialismus illustrieren, der Öffentlichkeit die Überlegenheit des neuen Gesellschaftssystems programmatisch vor Augen führen und Zukunftsoptimismus verbreiten.
Der bisher kaum aufgearbeitete Bestand erhaltener Kunstwerke dieser Zeit weist ein breites und differenziertes Spektrum von Themen und Motiven auf: von plakativ-propagandistischen Auftragsarbeiten im Stil des sozialistischen Realismus, über ideologisch eher unverfängliche, folkloristische oder regionale Themen und Alltagszenen, bis hin zu abstrakten Bildwelten.
In Schwedt/Oder wurde die baubezogene DDR-Kunst 2021 erfasst. Dabei ging es sowohl um die kunsthistorische Inventarisation als auch um die restauratorische Erfassung. Es folgten 2022 Frankfurt (Oder), Cottbus und Eisenhüttenstadt, und seit 2023 wird in Potsdam geforscht.
Erfasst werden vor allem die städtebaulichen, funktionalen und gestalterischen Bezüge zwischen Werk und Architektur. Die restauratorische Erfassung untersucht das Verhältnis zwischen der gestalterischen Absicht und der Ausführung sowie den aktuellen Zustand und ggf. erforderliche Erhaltungsmaßnahmen. Außerdem werden die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Werke recherchiert.
Dr. Christine Onnen vom Dezernat Inventarisation und Dokumentation des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum ist bei diesem wichtigen Projekt federführend. Sie arbeitet mit externen Fachleuten und den Verantwortlichen in den Städten oder Kommunen zusammen. Sie gibt Einblicke in den Prozess der Aufnahme, Auswahl und Unterschutzstellung von baugebundener Kunst, zeigt Schwedter Beispiele und gibt einen Ausblick auf die restauratorischen Vorhaben.
Treffpunkt Pavillon! 16.10.2024, 18 Uhr, Lindenallee 28, 16303 Schwedt/Oder
Eintritt: 2,50 EUR