Sonderöffnung (Archiv)
ברוכים הבאים לבי
הקברות היהודי בשוודט
Ein Open-Air-Archiv
Am Sonntag, dem 8. Oktober 2023 können sich Interessierte auf die Spuren des jüdischen Lebens in Schwedt machen. Die öffentliche Führung auf dem jüdischen Friedhof in der Helbigstraße startet um 13 Uhr.
Möglicherweise hat es schon im 17. Jahrhundert einen jüdischen Begräbnisplatz in Schwedt gegeben, denn es wird erwähnt, dass die Angermünder Juden bis 1709 ihre Toten hier bestatteten. Ein schriftliches Zeugnis zum heute erhaltenen Friedhof findet man erstmals 1815 in den Akten der jüdischen Gemeinde und zwar anlässlich des Einbaus eines Schlosses am Eingangstor.
Bis 1838 begruben auch die Vierradener Juden ihre Toten in Schwedt. Zu dieser Zeit hatte sich aber die Vierradener Gemeinde schon stark vergrößert und bestand inzwischen aus 11 Familien. Deshalb entschloss sich einer der Familienväter, Aron Seelig, ein Stück ihm gehörigen Ackerlands zur Verfügung zu stellen, damit die Vierradener einen eigenen Friedhof anlegen konnten.
Im Jahr 1845 ließ man einen neuen Leichenwagen anfertigen, der zunächst in einer Scheune vor dem Vierradener Tor untergestellt wurde. Auf dem Friedhof stand damals also noch kein Gebäude. Im Jahr 1861 wurde ein zusätzliches Stück Land vom Magistrat erworben und ein Totengräberhaus „mit Wohnung und Wagenschauer“ gebaut. Außerdem wurde ein Brunnen errichtet. 1862 schloss man einen Vertrag mit dem Maurer Heinrich Noë, der in dem Haus wohnen konnte, dafür Aufsicht über den Friedhof führen und alle bei Beerdigungen anfallenden Arbeiten übernehmen sollte. Der Vertrag wurde mehrfach verlängert. Ein sogenanntes „Tahara-Haus“ für die rituelle Leichenwaschung scheint es in Schwedt nicht gegeben zu haben.
Eine 1880 beantragte erneute Erweiterung des Friedhofs scheiterte an der Planung der Eisenbahnlinie.
1938 wurde der Schwedter jüdische Friedhof geschändet und musste kurze Zeit später an die Stadt verkauft werden. Danach fand nur noch eine einzige Beerdigung statt. Der letzte in der Stadt lebende Jude, Hugo Meinhardt, wurde von seiner Haushälterin und Nachbarin heimlich neben seiner Frau beigesetzt (Stein 86).
1950 wurde das Gelände an den Verband der jüdischen Gemeinden in der DDR zurückgegeben. Im Jahr 1991 fanden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen statt.
Zweimal wurden Dokumentationen des Friedhofs angefertigt: 1978 fotografierte Hans-Georg Eichler alle Grabsteine, beschrieb sie und nahm die deutschen Inschriften vollständig auf. Da viele Steine damals noch sehr viel besser erhalten waren als sie es heute sind, liegen uns dank des Einsatzes von Hans-Georg Eichler Inschriftentexte zur Verfügung, die heute gar nicht mehr existieren. Auf Abschriften von Georg Eichler wird in der Datenbank für die Grabsteine hingewiesen. 1997 wurde vom Stadtmuseum Schwedt eine weitere Dokumentation angefertigt, diesmal mit einer fortlaufenden Nummerierung, die in der hier vorliegenden Datenbank übernommen wurde.
Obwohl der Friedhof ständig abgeschlossen ist, gab es immer wieder Schändungen. Dank des Engagements des Stadtmuseums wurden jedoch in jüngster Zeit umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt und damit dieses wertvolle Denkmal der Stadtgeschichte für die Zukunft erhalten.
Brigitte Heidenhain