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Saisonstart im Jüdischen Museum mit Ritualbad (Archiv)

Am Freitag, dem 5. Juni 2020 startet das Jüdische Museum mit Ritualbad Schwedt in die Saison 2020. Das kleine jüdische Museum lockt mit einer Ausstellung im ehemaligen Synagogendienerhaus und der einzigen erhaltenen Mikwe im Land Brandenburg. Neben Stadtgeschichte lernt man bei einem Besuch einiges über jüdische Feste und Rituale. Oder aber man begibt sich auf Spurensuche im Stadtraum. So erinnern die „Stolpersteine“ an jene Schwedter, die durch die Nationalsozialisten als nicht lebenswert eingestuft und ermordet wurden.

Garten mit Blick auf das Museum mit Kuppelbau
Blick in den Garten des Jüdischen Museums mit Ritualbad Schwedt. Bernhard Nürnberger stellte zum Tag des offenen Denkmals sein „Köpfe der Uckermark" aus (Fotografie: Stadtmuseum Schwedt/Oder).

Das neueste Exponat im Museum ist eine Druckgrafik. Das Motiv: ein Blick auf das Schwedter Schloss. Dietmar Rietz, Redaktionsleiter der Märkischen Oderzeitung a. D., hat dem Jüdischen Museum mit Ritualbad dieses Bild als Abschiedsgeschenk gemacht. Die handschriftliche Signatur zeigt den Namen R. Urban. Das allein ist wenig spektakulär, aber die Geschichte, wie er in den Besitz dieses Bildes kam schon.

Dietmar Rietz reiste im Jahr 2010 mit einer Journalisten-Gruppe durch Israel. Dort besuchte er auch ein kleines Dorf am Rande des Gaza-Streifens. Unterwegs traf er eine Frau, deren Familie aus Schwedt in der Uckermark vor den Nazis geflohen war. Er erzählte ihr von der Oderstadt, dem Abriss des Schlosses und dem Kultur-Schloss, den Uckermärkischen Bühnen, das dessen Platz eingenommen hat, und seiner Arbeit in der heutigen Nationalparkstadt. In Tel Aviv begegneten sich die beiden wieder. Die ältere Dame umarmte ihn und überreichte ihm überraschend eine Grafik mit den Worten: „Nehmen Sie sie mit in die Heimat, dorthin, wo mein Großvater herkommt.“ Viele Jahre hatte das Bild bei Dietmar Rietz zu Hause einen Ehrenplatz. Der berufliche Ausstieg und Wegzug veranlassten ihn nun, die angehäuften Schwedt-Erinnerungen zu sichten. Die kleine Grafik schenkte er dem Museum und damit auch das Rätsel, wer das Bild gemalt hat.

Blick auf das Schloss mit Passanten
R. Urban: Das Schwedter Schloss, Grafik vor 1945

Die erste Anlaufstelle für solche kniffligen Fragen ist das Schwedter Stadtarchiv. Gibt es einen Schwedter R. Urban, der in die Zeit und zu den Begleitumständen des Bildes passt? Im Schwedter Adressbuch gibt es unter dem Familiennamen zwei Einträge: der Hegemeister Karl Urban, der ab 1931 am Paradeplatz 2 lebte, und die Lehrerin Johanna Urban in der Berliner Straße 2. Leider kein R. Urban!

Auch die Technik der Arbeit ist spannend. Es handelt sich um einen Siebdruck. Außerdem ist ein bekanntes Bildmotiv zu sehen. Den Kunsterzieher und Künstler Fritz Merwart, den Malermeister Hermann Rudolf und auch Adolf Schwabe regte das Schloss zum künstlerischen Gestalten an. Jedoch der hier gezeigte Ausschnitt findet sich nur bei Merwart. Es ist zu vermuten, dass er die Vorlage für die moderne Druckgrafik lieferte.

Der Anfang der Rätselaufgabe ist gemacht. Mal sehen, was noch im Stadtarchiv zu finden ist. Es bleibt spannend! Die Grafik wird im Jüdischen Museum mit Ritualbad zu sehen sein.

Jüdisches Museum mit Ritualbad, Gartenstraße 6, 16303 Schwedt/Oder
Wir sind für Sie da: Freitag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Am Freitag um 15 Uhr finden öffentliche Führungen statt.

Kontakt

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Jüdisches Museum
Gartenstraße 6
16303 Schwedt/Oder
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