„DIE KINDER DER ORAMA“ (Archiv)
Verlängert bis 31. Oktober 2021! Gruppenbesuch auf telefonische Anfrage!
Bei einem Kammerkonzert in Finsterwalde kamen der australische Komponist George Dreyfus und die deutsche Dokumentarfilmerin Jossi Rücker ins Gespräch. Auf die Frage, warum Dreyfus so gut deutsch spräche, begann er zu erzählen. George Dreyfus wurde im Juli 1928 in Elberfeld geboren, das ist heute ein Stadtteil von Wuppertal. Die jüdische Familie Dreyfus war kaum religiös. Doch als die Herrschaft der Nazis immer offensichtlicher rassistisch und antisemitisch regierte, flüchteten George und sein älterer Bruder Richard mit dem Kindertransport nach Australien. Die Eltern retteten somit ihre Kinder vor dem sicheren Tod.
Am 23. Juli 1939 legte das Transport- und Passagierschiff „Orama“ im Port Philip Bay in Melbourne an. Von Bord gingen 17 Kinder im Alter zwischen 7 und 12 Jahren, alle aus Deutschland, die meisten von ihnen aus Berlin. Sie kamen ohne ihre Eltern und zogen in ein großzügiges Wohnhaus, das die jüdische Wohlfahrtsorganisation zur Verfügung stellte. Ziel der Aufnahme der Kinder war es, aus ihnen junge australische jüdisch-gläubige Erwachsene zu machen. Es wurde ihnen verboten, Deutsch zu sprechen oder Kleider aus ihrer Heimat zu tragen. Es war der einzige Transport von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, den Australien genehmigt hatte.
Das Gespräch ließ die Künstlerin aus Wandlitz nicht mehr los. Sie machte sich auf die intensive Spurensuche nach den Kindern der „Orama“. 2017 reiste Jossi Rücker nach Australien und New York, um die Zeitzeugen zu treffen, die als Kinder mit der „Orama“ aus Deutschland geflüchtet waren. Sie nähert sich dem Thema mittels Briefen, Fotografien und Biografien, recherchierte in Archiven und fing an, nach den Interviews zu malen. Sie experimentierte mit Audiodateien, Schrift und Bildern. So wurden die „Kinder der Orama“ schließlich zu einem raumgreifenden, faszinierenden Ausstellungsprojekt.
Die Ausstellung „Die Kinder der Orama“ beschäftigt sich mit jüdischer Geschichte in Deutschland und eröffnet eine zeitgenössische Perspektive auf die Prozesse des kollektiven Erinnerns und Vergessens.
Eröffnungen der Ausstellung „Die Kinder der Orama“
1. nicht öffentlich
am Freitag, dem 27. August 2021 im SEMINARhaus Synagoge im Jüdischen Museum mit Ritualbad, Auftritt des Marzahner Kammerchores unter Leitung von Wilfried Staufenbiel mit der Uraufführung des Stückes „Zum Gedenken an die Herbert Baum Gruppe“, Komposition: George Dreyfus
2. öffentlich
am Samstag, dem 28. August 2021, um 15 Uhr, Auftritt Klezmerensemble Leverkusen unter Leitung von Jürgen Orem
Die Ausstellung ist bis zum 26. September 2021, Fr bis So 10 - 17 Uhr zu sehen.