Buchpremiere im Tabakmuseum (Archiv)
Aus Frankreich wegen ihres Glaubens gefl üchtete Hugenotten führten gegen Ende des 17. Jahrhunderts den Tabakanbau in der Uckermark ein. Die günstigen klimatischen Bedingungen förderten die Herausbildung eines leichten, nikotinarmen Tabaks, der sich vor allem als Einlage und Umblatt für Zigarren eignete. Einheimische Bauern übernahmen von den Franzosen den Anbau einschließlich der speziellen Fachbegriffe. Um 1800 bildete der Tabakanbau bereits einen bedeutenden Wirtschaft sbereich und der uckermärkische Tabak besaß eine geschätzte Qualität. Vor allem nach der Separation begann der Übergang des Anbaus von der Garten- zur Feldkultur.
Die Uckermark bildete den Kern des größten geschlossenen Tabakanbaugebietes in Deutschland und erstreckte sich von Pasewalk und Strasburg im Norden bis nach Seelow im Süden. Das Anbaugebiet umfasste auch Teile Vorpommerns, des Barnims, des Oderbruchs und der östlich der Oder gelegenen Neumark. Zentrum blieb das Gebiet der Uckermark im Bereich der Unteren Oder mit den Hauptorten des Anbaus, des Tabakhandels und der Tabakverarbeitung in Schwedt und Vierraden.
In der DDR erfuhr der Tabakanbau eine umfassende Förderung. Obwohl uckermärkischer Tabak zu einem erheblichen Teil in den Export zum Erwerb von Devisen ging, deckte der einheimische Tabak trotz Förderung nur zu einem geringen Teil den Bedarf der Tabakindustrie. Neben dem großflächigen Anbau in landwirtschatlichen Genossenschaft en gab es einen bedeutenden Anteil von Kleinpfl anzern, die auf einer Fläche von weniger als einem Morgen im Nebenerwerb Tabak anbauten.
Anfang der 1990er-Jahre gab es in Mecklenburg/Vorpommern und in Brandenburg etwa 2000 Tabakpflanzer. Staatliche Stützungen garantierten den Verkauf, wobei der Qualität nur eine untergeordnete Rolle zukam. Mit dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft nach der Wiedervereinigung veränderte sich die Situaton grundlegend. Nach wenigen Jahrenen entfielen die Subventionen für den Anbau und aus Altersgründen, wegen erforderlicher Investitionen für neue Arbeitsmittel oder wegen des eingebrochenen Aufkaufpreises gaben die meisten Pflanzer den Nebenerwerb auf.
Gegenwärtig existiert noch etwa eine Handvoll Anbaubetriebe in Brandenburg. Darunter ist die Uckermark Tabak GmbH in Vierraden mit etwa 50 Hektar Anbaufläche der größte Betrieb. Obwohl inzwischen grundlegende Veränderungen in der Pflanzenaufzucht, dem Anbau, der Pflege und der Ernte zu einem Einsatz zahlreicher spezialisierter Maschinen führten, ist der Anteil der Handarbeit immer noch sehr groß. Gegenwärtig produziert die Uckermark Tabak GmbH vor allem das Nischenprodukt Shisha-Tabak für Wasserpfeifen. Da zum einen der aktive Tabakanbau in der letzten Zeit stark rückläufig und zum anderen die weitere Zukunt des „Uckermärkischen Goldes“ ungewiss ist, erscheint eine Dokumentation des Tabakanbaus, des Tabakhandels und der Tabakverarbeitung in der Uckermark zwingend notwendig.
Zum Autor:
Dr. phil. Lutz Libert, Jahrgang 1949, lebt in Prenzlau. Nach dem Abitur studierte er in Leipzig Museologie und an der Humboldt-Universität zu Berlin Ethnographie. Er promovierte mit einer Studie zur Gegenwartsvolkskunde. Seit Mitte der 1970er-Jahre ist er in verschiedenen Museen der Uckermark und Mecklenburgs tätig und begleitete als Projektleiter den Aufbau des Tabakmuseums in Vierraden. Er erarbeitete im Auftrag des Museumsverbandes Brandenburg Sammlungsbewertungen und Profi - lierungskonzeptionen für Museen mehrerer Landkreise in Brandenburg und ist als Bodendenkmalpfleger tätig. Zu seiner wissenschaftlichen Arbeit gehören die Projektierung und Umsetzung von Museumsausstellungen, Vorträge sowie zahlreiche populärwissenschatliche und regionalgeschichtliche Veröffentlichungen. Der Autor steht auf Wunsch für Veranstaltungen zur Verfügung.
Uckermärkischer Tabak Geschichte und Gegenwart
Anbau. Verarbeitung. Handel
Autor: Dr. Lutz Libert
Erscheinungsdatum: 18.11.2022 Seiten: 160
Mit zahlreichen Fotos und Abbildungen
Einband: Softcover
Format: 21,0 x 29,7 cm
ISBN: 978-3-949557-09-5
Geb. Ladenpreis: 30,00 €
Verlagsbuchhandlung Ehm Welk