Kulturhaus Schwedt (Archiv)
Treffpunkt Pavillon:
Mittwoch 12. Dezember 2018, 18 Uhr
Kulturvolle Zeiten und der Wunsch nach einem „Gemischtwarenladen“
1978 wurde das Schwedter Kulturhaus feierlich eröffnet. Damit erfüllte sich die junge Chemiearbeiterstadt einen großen Wunsch. Doch bis es soweit war, hatten die Verantwortlichen in der Stadt noch viele Klippen zu nehmen. Parteidisziplin stand da manchmal im Weg. Der Anfang war überschattet vom illegalen Baubeginn und den politischen Folgen. Werner Krause, zu diesem Zeitpunkt 1. Sekretär der SED-Kreisleitung in Schwedt, kann sich noch gut an das Ringen um das Kulturhaus erinnern.
Die Schwedterinnen und Schwedter merkten davon nichts. Sie nahmen ihr Kulturhaus am 7. Oktober 1978 in Besitz. Und was für ein Haus! Kunst zog erst nach und nach ein: die Tafelbilder „Das alte und das neue Schwedt" von Eberhard Hückstädt und Franz Nolde (1978), die Wandteppiche „Die Musen" von Claus Haensel (1978) und der eiserne Vorhang von Axel Schulz. Auch die Großen der DDR-Kunstszene wurden mit einbezogen: Paris und Co. lassen grüßen! Günther Laufers schmiedeeiserner Raumtrenner wurde 1978 eingebaut, das Wandbild von Ronald Paris im April 1982 übergeben und die Stele von Arnd Wittig im Juli 1984 aufgestellt. Die damals junge Kunsterzieherin Liane Morgner hat den Entstehungsprozess des großen Wandbildes „Triumph des Todes – Triumph des Lebens“ von Ronald Paris miterlebt.
Die Kulturhausarbeit geht los. Neben großen Showprogrammen in Eigenproduktion, Konzerten, Ensembleprogrammen, Ballettgastspielen, Klubveranstaltungen und altersgerechten Kinder- und Jugendprogrammen werden in der „foyer-galerie“ Informations- und Kunstausstellungen gezeigt. Kinofreunde kommen genauso auf ihre Kosten wie kreative Köpfe. Die Zirkel im Haus bieten Holz- und Textilgestaltung, Foto- und Amateurfilmarbeit, plastisches Gestalten mit Keramik sowie das Singen im Stadtchor an. Die Abteilung Programmgestaltung ist ständig auf der Suche nach neuen Formaten, um das kulturelle Angebot zu erweitern. Heike Müller, verantwortlich für die Volkskunstarbeit, war aktiv an diesen Prozessen beteiligt.
Als das Prenzlauer Theater als eigenständige Instanz unter Helmut Frensel im Schwedter Kulturhaus eine neue Spielstätte findet, gibt es zwei Leitungsebenen. 1980 dann eine Entlastung im Spielbetrieb. Die Studiobühne im „intimen theater“ müssen sich die Schauspieler nicht mit den „Kulturhausstrategen“ teilen. Ein Ensemblemitglied wird 1979 im „Augenzeugen“ vorgestellt: Petra Eichhorn. Die Aufführungen werden von Bernd Giesa und Ingrid Hartmetz fotografisch dokumentiert. Ihre Fotoarchive zeigen die Schauspieler des Schwedter Ensembles und geben einen brillianten Überblick zu den Inszenierungen.
Natürlich beobachtete die Staatssicherheit die Aktivitäten des Kulturhauses und des Theaters und bildetet sich ihre Meinung. So gibt es in der Stasiunterlagenbehörde Parteiinformationen zu geplanten Aufführungen von Theaterstücken wie „Paul und Paula oder die Legende vom Glück ohne Ende“ am 29. Oktober 1983 und „Die Räuber“ von Schiller 1989. Heute ist das von Reinhard Simon einmal als „Gemischtwarenladen“ bezeichnete Kulturhaus die Heimstadt der Uckermärkischen Bühnen Schwedt.
Das Schwedter Stadtmuseum und die Uckermärkischen Bühnen Schwedt/Oder nehmen das Eröffnungsjubiläum vor 40 Jahren zum Anlass, um die Baugeschichte sowie 12 Jahre Kulturhaus und Theater Revue passieren zu lassen. Freuen Sie sich auf bisher unveröffentlichtes Fotomaterial, eine Zeitungsschau, den Filmbeitrag über Petra Eichhorn, Zeitzeugenberichte gelesen von Schauspielern der ubs und eine kleine Gesprächsrunde.
Eintritt: 2,50 €.