Ein Kleinod wird geöffnet (Archiv)
Am Sonntag, dem 8. Oktober 2017, 15 Uhr laden der Kunower Dorfverein e. V. und das Schwedter Stadtmuseum zu einer Besichtigung Dorfkirche Kunow ein. Unter sachkundiger Führung der Architektin Doris Kessels erfahren die Teilnehmer mehr über die Baugeschichte des Gotteshauses und die Arbeit des Freundeskreises zur Sanierungsgeschichte. Gleichzeitig kann die prachtvolle Gestühlmalerei im Original bewundert werden.
Bei der Kirche handelt sich um eine aus Feldsteinquadern zum Zeitpunkt der Ortsgründung im mittleren 13. Jahrhundert errichtete Saalkirche, bestehend aus Langhaus, eingezogenem Chor und schiffsbreitem Westturm. Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Dreißigjährigen Krieg und den Nordischen Kriegen erfuhr das Gotteshaus ab Ende des 17. Jahrhunderts charakteristische barocke Veränderungen. Aus dieser Erneuerungsphase stammt u. a. die bemerkenswert vollständig erhaltene Ausstattung. Eine genaue Datierung liegt für die Kanzel (1712) und für den Altar (1719) vor. Stilistische Vergleiche lassen annehmen, dass der qualitätvoll gearbeitete Taufengel wohl gleichzeitig mit diesen beiden Prinzipalstücken entstand.
Zur barocken Neuausstattung gehört auch das Kastengestühl, das im Langhaus beidseitig eines Mittelgangs in drei Blöcken und im Altarraum als jeweils L-förmige Bankreihe an der Nord- und Südseite aufgestellt ist.
Das Gestühl bietet einen für die Kunstlandschaft der Mark Brandenburg ungewöhnlichen Anblick, denn fast alle seine zum Rauminneren gerichteten Fronten sind mit farbkräftig in Ölmalerei gestalteten Bildfeldern versehen. Sowohl thematisch als auch formal bilden diese Malereien einen zusammenhängenden Zyklus von insgesamt 61 Darstellungen. Auf den heutigen Betrachter wirkt diese Bilderfolge zunächst seltsam und befremdlich. Das liegt zum einen an der ungelenken Handschrift der Malereien, die manchen zu der Annahme verleitet, man habe es hier lediglich mit einem Zeugnis schlichten Kunsthandwerks zu tun. Zum anderen und wohl größeren Teil wecken aber die Sujets der Bilder einige Verwunderung – sie thematisieren nämlich nicht die üblichen Szenen und Personen aus dem Alten und Neuen Testament, sondern kommentieren biblische Verse in allegorisch und symbolisch verschlüsselter Form. Nur Wenigen dürfte auf Anhieb klar sein, dass sie hier vor einem bemerkenswerten Beispiel angewandter Emblematik der Barockzeit stehen.
Die Führung durch die Kirche findet im Rahmen der Sonderausstellung des Schwedter Stadtmuseums „Reformation mit Herz“ statt. Um eine Spende für die Kunower Kirche wird gebeten! Im Museumsshop können fünf Motive auf Postkarten (Stück: 0,50 EUR) und ein Permanentkalender mit ausgewählten Abbildungen des Kunower Gestühls (Preis: 7,50 EUR) erworben werden.