„Dem Vergnügen und der Sitte“ (Archiv)
Treffpunkt Pavillon am Mittwoch, dem 12. September 2018, um 18 Uhr
Thema: Das Schwedter Hoftheater unter Markgraf Friedrich Heinrich (1771–1788)
Referent: Dr. Wolfgang Jansen
Für knapp zwanzig Jahre besaß Schwedt ein weithin strahlendes Hoftheater, das auf Initiative des Markgrafen Friedrich Heinrich nach dessen Übersiedelung in die Uckermark in der Schlossorangerie eingerichtet wurde. Die Baumeister Georg Wilhelm Berlischky und Georg Friedrich Boumann sorgten mit ihren Umbauten für ein den Zwecken angemessenes Ambiente.
Anders als vergleichbare Bühnen in Berlin, Potsdam oder Rheinsberg öffnete der Markgraf sein Theater von Anfang an der heimischen Bevölkerung sowie den Besuchern der Stadt. Eintritt zu den Vorstellungen wurde nicht erhoben. Die sich hierin ausdrückende Offenheit gegenüber dem Bürgerstand dokumentierte sich ebenfalls in den Künstlerporträts, die er im Saal anbringen ließ. Darunter befand sich u.a. ein Abbild des britischen Schauspielers David Garrick, der seinerzeit für sein „natürliches“, psychologisch glaubwürdiges Spiel international gerühmt wurde. So war auch die Widmung „Dem Vergnügen und der Sitte“, die über dem Bühnenportal prangte, programmatisch im Sinne der Aufklärung gemeint. Zur gleichen Zeit (1785) erschien Friedrich Schillers legendärer Aufsatz „Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet“.
Während in Berlin der Spielbetrieb an den höfischen Bühnen in den letzten Lebensjahren Friedrich II. immer weiter abnahm und in Rheinsberg in standesgemäßer Weise der französischen Dramatik in Originalsprache gehuldigt wurde, spielte man in Schwedt nicht nur an drei bis vier Tagen in der Woche, sondern bevorzugte auch die Werke der neuen deutschsprachigen Autoren in Nachfolge von Lessing, die sich den bürgerlichen Werten und Lebensanschauungen verbunden fühlten. Im Charakter und Spielplan des Schwedter Hoftheater zeigten sich somit die großen gesellschaftlichen Konfliktlinien am Vorabend der Französischen Revolution, die mit den bürgerlichen Emanzipationsbestrebungen verbunden waren.
Nur dem hohen Alter des Markgrafen dürfte es geschuldet sein, dass dem so ungemein erfolgreich gestarteten Unternehmen keine längere Laufzeit beschieden war. Mit dem Tod des Markgrafen 1788 endete auch die Hoftheatergeschichte von Schwedt.
Der Vortrag fragt nach der Spielpraxis und dem Spielplan, analysiert einige zur Aufführung gekommene Werke, skizziert die geistesgeschichtliche Programmatik der Innenraumgestaltung und sucht die Bedeutung der Bühne für Brandenburg zu beschreiben.