Schwedt – Vom Wachstum zum Stadtumbau (Archiv)
Mittwoch, 9. Dezember 2015, 18 Uhr, Berlischky-Pavillon
Zur letzten Veranstaltung „TREFFPUNKT PAVILLON“ in diesem Jahr laden die Mitarbeiterinnen des Stadtmuseums herzlich ein.
Frank Hein, Leiter des Fachbereiches Stadtentwicklung und Bauaufsicht der Stadt Schwedt/Oder, spricht über die Entwicklungen nach 1990 und wird städtebauliche Zukunftsperspektiven für Schwedt aufzeigen.
Schwedt als eine der modernsten und jüngsten Städte der DDR nahm vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren eine rasante Entwicklung. Von 6 209 Einwohner im Jahre 1957 erhöhte sich ihre Zahl bis 1987 auf 52 167. Für die Stadtplanung war die Schaffung von Wohnraum Priorität Nummer 1.
Die Veränderungen nach 1989/90 führten zwangsläufig wiederrum zu Veränderungen in der städtebaulichen Entwicklung. Alle bisherigen Planungen mussten auf den Prüfstand. Für die Stadt und ihre Stadtplaner stellten sich die Fragen: Wie können wir mit den gravierenden Veränderungen umgehen? Verstehen wir Wandel als Chance?
In den Wohngebieten, die am dichtesten beplant und bebaut worden waren, dort, wo in den 1970er-Jahren die Kennziffer „EW pro ha“ als wesentlichstes Entscheidungs-kriterium für die Realisierungsvariante galt, zeigten sich zu Beginn der 1990er-Jahre die größten Erosionserscheinungen. Betroffen war allem der Stadtteil „Am Waldrand“, errichtet von 1970 bis 1978.
Die einfache Logik – „die Stadt ist einst gewachsen, jetzt zieht sie sich wieder zurück“ – ist natürlich weitaus schneller und konfliktloser gedacht als real umgesetzt. Unter diesen Voraussetzungen begann die Stadt, bereits ab 1996 nach konkreten Umsetzungsmöglichkeiten zu suchen. Was im Januar 1997 mit dem Beschluss über den Beginn von vorbereitenden Untersuchungen (nach §141 BauGB) so recht unspektakulär begann, endete Anfang 1999 mit dem Beschluss über eine Sanierungssatzung und einen städtebaulichen Rahmenplan mit völlig neuen Zielen. Inhaltlich wurde darin der geordnete und städtebaulich integrierte Abriss von ca. 3 000 Wohnungen in dem Sanierungsgebiet „Obere Talsandterrasse“ festgelegt. Dieses kommunale Entwicklungsziel bedeutete in dieser Zeit für ein Plattenbau-Sanierungsgebiet durchaus Neuland.
Es ist planerisch und praktisch gelungen, den Leerstand und nachfolgenden Abriss für ca. 15 Jahre auf zwei randstädtische Wohngebiete zu konzentrieren. Dieser strategische Ansatz von 1997, die gesamtstädtischen Leerstände nur in diesen Gebieten am Rande der Stadt zu konzentrieren und auch dort konsequent abzubauen, führte in den anderen Wohngebieten der Stadt zu einer Stabilisierung und Sicherheit für die Bewohner und Wohnungsunternehmen.