Rechte Gewalt in Zeiten des Umbruchs – Eine Geschichte ohne Ende?
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Wanderausstellung
T.N.: „Ich habe Angst, dass sich rechtes Gedankengut normalisiert und es sich aufgrund dessen wiederholen könnte.“
In den 1990er-Jahren erlebte Schwedt eine Zeit des Wandels und der Herausforderungen. Rückwirkend wurde für dieses Jahrzehnt auch der Begriff der „Baseballschlägerjahre" geprägt. Diese Bezeichnung rührte von der Vielzahl von Gewalttaten und der offenen Dominanz einer rechten Szene. Sie bestimmten über lange Zeit die öffentliche Wahrnehmung der Region und der ostdeutschen Länder.
In Schwedt begann Anfang der 1990er Jahre ein umfassender Transformationsprozess. Die Großindustrie strich tausende Arbeitsplätze und jeder vierte Schwedter verlor seinen Job. Es gab kaum Ausbildungs- bzw. Arbeitsplätze. Viele fühlten sich perspektivlos und verließen die Oderstadt, um dann in Westdeutschland ihr Glück zu versuchen. Leerstand in den Wohnkomplexen und schwierige soziale Lebensbrüche waren die Folgen. Parallel zu den einschneidenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen bildete sich eine gewaltbereite Neonazi-Szene heraus. Jugendliche suchten nach Identität und Zugehörigkeit und waren für die Gefahren von rechtsextremen Gruppierungen nicht ausreichend sensibilisiert. Immer wieder kam es zu einer Vielzahl gewalttätiger Übergriffe und sogar zu zwei Tötungsdelikten.
Seit 2022 muss Schwedt wieder einen umfangreichen Transformationsprozess meistern. Wie werden wir heute mit den Herausforderungen umgehen? Was können wir aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte für die Zukunft lernen? In einer Zeit, in der populistische und antidemokratische Ideologien die jungen Menschen wieder zu vereinnahmen drohen, braucht es Aufklärung und eine Stärkung der demokratischen Werte.
Schüler der 12. Klasse der Talsand-Gesamtschule Schwedt/Oder haben sich über ein Jahr gemeinsam mit dem Stadtmuseum dem Thema „Rechte Gewalttaten in den 1990er-Jahren in Schwedt – schwierige Zeiten für Demokratie“ gewidmet. Neben Archiv- und Internetrecherchen waren vor allem die Zeitzeugeninterviews wichtig für das Verständnis der Zeit. Aus den Rechercheergebnissen entstanden ein Podcast mit fachlicher Unterstützung von Stefan Tenner sowie eine Wanderausstellung in Kooperation mit dem Grafiker Hagen Goedecke. Das Projekt wird gefördert vom Lokalen Aktionsplan (LAP) Demokratie Uckermark aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.