Die Friedliche Revolution
Schwedt im Herbst 1989/90
Zeitzeugen. Dokumente. Sichtweisen.
Hrsg.: Stadtmuseum Schwedt/Oder
Erscheinungsjahr: 2020
6,00 EUR
Massenproteste zwangen im Herbst 1989 die SED-Diktatur in die Knie. Die Stadt Schwedt/Oder spielte keine große Rolle dabei. War das wirklich so? In den 1980er-Jahren waren Menschen im engeren Kreis der evangelischen Kirche Schwedt um Pfarrer Hans-Rainer Harney bereits aktiv, wenn es um Frieden und Umwelt ging. Tschernobyl und die Umweltverschmutzung durch die Schwedter Industrie bewegte sie genauso, wie die militärische Erziehung durch Kriegsspielzeug in Kinderhänden. Jede geheime Information wurde weiter gegeben. Mut und Angst gehörten beim Ungehorsam gegen das System DDR dazu. So entstanden auch regimekritische Gedichte und Lieder. Nach „Fürbittgottesdiensten“ für Inhaftierte im September 1989 kamen „politische Abendgebete“ im Schutzraum der Kirche. Am 17. Oktober 1989 trafen sich 200 und am 31. Oktober 1989 in der total überfüllten Kirche 300 Menschen. An diesem Tag wurde auch das „Neue Forum Schwedt/Oder“ gegründet.
Die Schwedter gingen das erste Mal am 4. November auf die Straße. Ihnen war es ein inneres Bedürfnis, gegen Ungerechtigkeiten und vor allem die Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit zu demonstrieren. Mutiger geworden folgten nun wöchentliche Montagsdemos und Mahnwachen vor der katholischen Kirche.
Die Publikation ermöglicht die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema „Friedliche Revolution“ im regionalgeschichtlichen Kontext. Sie ist ein Kommunikationsangebot, um kritisch über das Leben in der ehemaligen DDR, die Bedeutung des Umbruchs, Möglichkeiten und Folgen nachzudenken. Was hat die Schwedterinnen und Schwedter damals bewegt? Wie haben sie die Friedliche Revolution erlebt und mitgetragen? Auf der Suche nach den Bildinformationen recherchierte das Museum im Archiv der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, im Schwedter Stadtarchiv und führte eine Vielzahl von Zeitzeugengespräche.
Die Texte, Bilder und Erinnerungen sollen Anregung zum Dialog zwischen Jugend-/Eltern-/Großeltern- Generation geben und den Austausch der Schwedter Bevölkerung untereinander fördern.
Inhaltsverzeichnis:
Sommer 1989 – Stimmung und Reaktionen
Proteste von Christen – Evangelisch in der DDR
Das Neue Forum – Chance und Niederlage
Kommunalwahl und Mauerfall – Ein Erlebnisbericht
Kommunalpolitik und Umbruch – Politisches Engagement
Journalismus in Ost und West – Neue Möglichkeiten mit Kodex
Bilder für die Nachwelt – Fotografie als Lebensmotto
Ängste. Hoffnungen – Der 9. November 1989
Politik und Lyrik – Aktivitäten eines Pfarrers
Spontaner Besuch – Ostdeutsche Gastfreundschaft
Fremde und Freunde – Begegnungen zwischen Ost und West
Am Runden Tisch – Einsatz für den Sport
Neue Möglichkeiten – Engagement eines Lehrers
Demonstration in Leipzig – Protest auf der Straße
Der Wert der Freiheit – Einsatz für die SDP
Erinnerung und Dokumentation – Kirchenmann in erster Reihe
Kleine Umbrüche – Durcheinander am Theater
Aus zwei mach eins – Die Uckermärkischen Bühnen Schwedt
Die RAF im Kollektiv – Untergetaucht in Schwedt
Westdeutscher Blickwinkel – Journalisten aus Leverkusen
Das Internierungslager – Geplant für Schwedt
Stefan Krawczyk – Liedermacher in Schwedt
Neue Reiseverordnung – Vorbote der Grenzöffnung
Das MfS in Schwedt – Die Kreisdienststelle
Aktion "Blau" – Kunstvolle Schmierereien
Gegen Amtsmissbrauch – Aufarbeitung nach 1990
Experiment am Rand – Theater in Schwedt
Republikflucht – Der Stellvertretende Bürgermeister
Herbstzeitlose – Lieder und Texte zur Wende
Die Disziplinareinheit –Schließung und Abwicklung 1989/90
Symbole verschwinden – Mauerstück in Schwedt
Objekte erzählen Geschichte – Museumspädagogische Übung
#momentmal – Medienprojekt mit großer Wirkung