Platz für Gründer im geplanten Reallabor Schwedt (Archiv)
Mit Interesse und Beifall haben mehr als 30 Zuschauer die Vorstellung des geplanten Reallabors in Schwedt im Ausschuss für Strukturwandel und Transformation der Stadtverordnetenversammlung verfolgt. LEIPA-Manager Robin Husmann stellte das Projekt erstmals öffentlich vor.
Das Reallabor, so Huesmann, soll Start-ups und Gründern Platz zum Ausprobieren neuer Technologien und Geschäftsideen bieten, und das unter realen Bedingungen und in unmittelbarerer Nähe zur Industrie. Für die Zukunft brauche Schwedt Gründer mit neuen Ideen, die sich auch in Schwedt ansiedeln, sagt Robin Huesmann. Er begründet das mit dem Klumpenrisiko, das ein Standort mit nur drei, vier großen Unternehmen hat.
Schwedt brauche weitere wirtschaftliche Standbeine, neue Unternehmen mit hoher Wertschöpfung und gutbezahlten Jobs. Das Potenzial dafür hat Schwedt, ist Huesmann überzeugt, nicht nur dank kluger Investitionen der Vorgänger in Infrastruktur wie Fernwärme oder Abwasserdruckleitung. „Wir haben exzellentes Knowhow in der Prozessindustrie, etablierte Umwelttechnologien, den Entwicklungskorridor Stettin- Berlin, exzellente und zukunftsfähig ausgebildete Kollegen und eine Handwerkerstruktur, die ihresgleichen sucht. Wenn Sie in Schwedt etwas brauchen, haben sie jedes Metallteil früher als in jedem Ballungszentrum dank unserer kurzen Wege und guten Strukturen“, erklärte Robin Huesmann.
Das Reallabor im Gebäude der ehemaligen Tapetenproduktion in Schwedt soll Gründern und Kreativen jene guten Bedingungen bieten, um ihre neuen Technologien oder Geschäftsideen auszuprobieren, sie mit Partnern der Industrie und Forschung, aber auch im Austausch mit anderen Start-ups weiterzuentwickeln. Huesmann nennt das eine Innovationscommunity, eine Gemeinschaft kreativer Köpfe, in der sich Ideen für intelligente Biomassenutzung, neue nachhaltige Produkte, Wiederverwertung von Stoffen oder CO2-Reduzierung gegenseitig befruchten.
Geplant sind dafür Ramp-up-Flächen für die Anlaufphase von Produkten, die Bereitstellung von Infrastruktur wie Dampf, Druckluft, Strom, schnellem Internetzugang, Maschinen, Büros, Schulungs- und Eventflächen. Selbst an Mentoren für die Gründer denkt Robin Huesmann: „Wir haben exzellent ausgebildete Rentner in Schwedt.“
Mit den Gründern, mit neuen Ideen und Ansiedlungen kommen auch junge Familien nach Schwedt, prophezeit Huesmann. „Wir müssen dafür kämpfen, die Forschung wieder nach Schwedt zu holen.“ Gemeinsam mit dem Start-up-Labor Schwedt und der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) soll das Reallabor dafür ein wichtiger Baustein sein. Vielleicht gelinge es sogar, so Huesmann, künftig Studierende in einem industrienahen Studiengang in Schwedt auszubilden und für coole Praktika in die Stadt zu locken. Vor allem für Kreislaufprozesse der Energieerzeugung und Stoffnutzung sieht Robin Huesmann Chancen in Schwedt, weshalb LEIPA auch vom Reallabor für Biokreislaufökonomie spricht.
Gemeinsam mit LEIPA bereitet die Stadt Schwedt/Oder aktuell den Antrag auf Fördermittel aus dem Just Transition Fund (JTF) der EU vor. JTF soll Schwedt helfen, die negativen Auswirkungen der Energiewende abzumildern und den sozialen und wirtschaftlichen Übergang zu schaffen. Dafür stehen insgesamt 110 Millionen Euro Fördermittel für Schwedt und die Uckermark bereit. Ziel müsse sein, sagte Robin Huesmann, dass sich das Reallabor selbst trage.
Im Ausschuss wurde außerdem über die Aktivitäten der HNEE und des Start-up-Labors Schwedt berichtet sowie über den Stand des Projektes neues Industriegleis.