175 Jahre Berlin-Stettiner-Eisenbahn (Archiv)
Die Berlin-Stettiner-Eisenbahn feiert 2018 ein Jubiläum: den 175. Geburtstag. Mit einer kleinen Ausstellung, die die Zeit zwischen 1945 und 2000 näher beleuchtet, erinnert das Schwedter Stadtarchiv an die 175 Jahre alte Geschichte der Eisenbahnstrecke. Werner Lehmann hat dafür Bildmaterial und Informationen zusammengetragen. Hier ein Auszug:
Bereits in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre deutet sich an, dass die Zeiten des billigen Erdöls vorbei waren und es in Zukunft vor allem darauf ankam, diesen wertvollen Rohstoff intensiv stofflich zu verwerten. Folgerichtig entstanden mit dem FCC, Visbreaker und HSC Anlagen zur katalytischen und thermischen Spaltung von schweren Erdöldestillaten, sodass es gelang, die Ausbeute leichter und besser zu verwertender Produkte wesentlich zu erhöhen. Für die Eisenbahn blieb die Entwicklung nicht ohne Wirkung. Infolge des nun einsetzenden Heizölmangels beschloss HVM der DR, bis zum 31. Dezember 1981 alle ölgefeuerten Dampfloks außer Betrieb zu nehmen. Da ein vollständiger Ersatz durch Diesellokomotiven der Baureihe 120 noch lange nicht in Sicht war, mussten kohlegefeuerte Reko 52er und Altbauloks noch einmal einen großen Teil der Zuglasten übernehmen.
Die PCK-Werkbahn bekam 1981 sechs Diesellokomotiven der modifizierten Baureihe V 100.4, die vom Hersteller, dem LEW Henningsdorf, mit erhöhter Anzugskraft und verringerter Höchstgeschwindigkeit an den schweren Rangierdienst angepasst wurden.
Nach längerem kontroversem Schriftverkehr mit der Deutschen Reichsbahn und den zuständigen staatlichen Behörden stimmte das VEB PCK der Elektrifizierung des Werksanschlusses bis zum Bahnhof Stendell zu. Am 2. August 1984 fand dazu eine offizielle Begehung mit dem damaligen Generaldirektor des Kombinates, Dr. Werner Frohn, statt. 1984/85 können die PCK-Lokomotiven mit einer im Wesentlichen in Eigenentwicklung hergestellten Funkfernsteuerung ausgerüstet werden. Diese komplexe Steuerung ist nach einer Modernisierung 1995 noch heute in Betrieb und eine Voraussetzung dafür, dass der umfangreiche Rangierbetrieb effektiv und mit geringstem personellen Aufwand abgewickelt werden kann. Am 20. Dezember 1987 wurde der Betriebsbahnhof Stendell an das elektrische Streckennetz der deutschen Reichsbahn angeschlossen.
Obwohl die Erdölverarbeitungskapazität Ende der 1980er-Jahre mit 12 Mio t/Jahr einen Höchststand erreicht, geriet schließlich das gesamte Kombinatsgebilde ins Wanken. Mit der politischen Wende und dem Zusammenbruch der DDR wurden die Strukturen der Planwirtschaft aufgelöst. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine völlige Neuorientierung des Unternehmens erforderlich.
Tipp: Werner Lehmann hält am Dienstag, dem 20. November 2018, um 17 Uhr im Lesesaal des Stadtarchivs zur Geschichte der Berlin-Stettiner-Eisenbahn einen Vortrag. Außerdem sucht er nach Fotografien, die die Eisenbahngeschichte der Region dokumentieren.
Ausstellung vom 17. September 2018 bis 22. Februar 2019 im Stadtarchiv, Dr.-Theodor-Neubauer-Straße 5